Ein Wissenschaftlerpaar produziert Bleistifte aus alten Klamotten – mit einem Materialverfahren aus der Luft- und Raumfahrt. Jeder Stift erzählt die Geschichte des Kleidungsstücks, das in ihm steckt. Langfristig sollen die Geschichten Menschen von verschiedenen Kontinenten verbinden, und damit die Welt ein Stück zusammen bringen. Um ihre eigene Produktionsanlage zu bauen, starten sie jetzt ein ambitioniertes Crowdfunding. Dafür gibt sogar Smudo von den Fantastischen Vier sein T-Shirt her.
Nur wenige Dinge trägt der Mensch so eng an sich wie seine Kleidung. Deswegen verbinden wir viele unserer schönen Erinnerungen unter anderem mit seinen Stücken: das alte T-Shirt, in dem man, verschwitzt auf dem Festival, seinen Partner kennen gelernt hat; der Lieblingsanzug, in dem Opa immer Sonntags die Pfeife rauchte; oder der alte Babystrampler der ersten Tochter.
Oft heben wir deswegen alte Klamotten irgendwo im Schrank oder im Keller auf, die wir sonst längst entsorgt hätten. Christine Arlt und Ulrich Riedel von manaomea finden, dass diese Klamotten ein anderes Schicksal verdienen – und machen daraus Bleistifte.
Technologie aus der Luft- und Raumfahrt

Der Bleistift ‚Die Königin‘ kommt aus Uganda und besteht aus fair gehandelter Bio-Baumwolle. Foto: manaomea GmbH

Arlt und Riedel sind Wissenschaftler. Sie Materialwissenschaftlerin, er Chemiker und Ingenieur. Bevor die beiden manaomea gründeten, haben sie viele Jahre lang am Zentrum für Luft- und Raumfahrt Technologien für den Satellitenbau entwickelt. Eine dieser Technologien, mit der man Carbonteile herstellt, haben sie auf die Textilien angewandt und patentiert. Ihre erste Erfindung damit sind Bleistifte, aber letztlich ist mit dem Verfahren viel mehr möglich. Kleinere Möbelstücke oder andere Designer-Produkte sind denkbar. Das Material ist fast so formbar wie Plastik, so stabil wie Holz und so leicht wie Carbon.
Bleistifte: Aus alt mach Neu – Upcycling
In den Stiften steckt nicht nur die persönliche Geschichte eines Kleidungsstücks, sondern die volle Ladung Umweltschutz. Neben den Kleidungsstücken mit persönlichem Erinnerungswert macht manaomea seine Stifte aus Stoffresten der Textilproduktion. Hochwertige neue Produkte aus alten Dingen zu machen ist, unter den Begriffen Upcycling oder Cradle-to-Cradle, momentan das Nonplusultra im Ressourcenschutz.
Holzbleistifte sind ineffizient
Holzbleistifte werden aus ausgewachsenen Bäumen hergestellt, von deren Holz dabei aber nur 20% genutzt wird. Der Rest ist Holzabfall und wird verheizt oder zu Spanplatten gepresst. Wir wollen die Bäume stehen lassen. Unsere Textilfasern wachsen jährlich nach und wir produzieren fast keinen Abfall. Die Stifte wurden dieses Jahr mit dem European Ethical Design Award und dem PSI Sustainability Award ausgezeichnet.
Die Geschichte aus Uganda

Arlt und Riedel fertigen auch Stifte aus frischen Naturfasern: Jute, Flachs oder Baumwolle. Foto: manaomea GmbH

Neben alten Stoffresten machen Arlt und Riedel auch Stifte aus frischen Naturfasern – Jute, Flachs oder Baumwolle. Auch diese Stifte erzählen ihre Geschichte. Sie handelt von einer Welt, in der Menschen aus ärmeren Ländern billige Rohstoffe liefern für Produkte, deren Wert am Ende große Konzerne abschöpfen. Gerade die Modewelt, also die Textilwelt, ist stark nach diesem Muster gestrickt. Diese Kluft möchten Arlt und Riedel schließen. „Die Königin“ zum Beispiel kommt aus Uganda und besteht aus fair gehandelter Bio-Baumwolle. Sie erzählt von ihren wahren Königen: den Baumwollbauern. Der Plan für die Königin ist, dass die Bauern die Wertschöpfung selbst vor Ort betreiben und nicht nur Rohstoffe liefern.
Das Crowdfunding mit Smudo und Konstantin Wecker
Dafür will manaomea in Uganda gemeinsam mit den Menschen vor Ort eine Produktionsanlage aufbauen. Doch das ist der zweite Schritt, und wie das immer so ist, muss manaomea zunächst mal den ersten gehen: ihre eigene Produktionsanlage in Deutschland bauen und Stifte in Serie produzieren. Um sich den Bau dieser Anlage zu finanzieren, haben sie jetzt eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Als Rewards kann man sich Stifte aus seinem eigenen Kleidungsstück fertigen lassen.
Oder auch aus einem T-Shirt von Smudo von den Fantastischen Vier. Smudo fährt in seiner Freizeit Rennen mit Bio-Concept-Cars und Ulrich Riedel von manaomea hat früher für ihn Karosserieteile aus dem innovativen, neuen „Stiftwerkstoff“ entwickelt. Auch der Münchner Sänger Konstantin Wecker stellt zwei alte T-Shirts zur Verfügung!