Bei Greenpeace ist man davon überzeugt, dass der Energiekonzern Vattenfall sein ostdeutsches Braunkohlegeschäft innerhalb von 15 Jahren herunterfahren und auf Erneuerbare Energien umsteigen könnte. Und dies ohne Arbeitsplatzverlust oder durch Gefährdung von Klimazielen.
Dass ist das  Ergebnis einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace erstellt und jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Vattenfall will seine klimaschädliche Braunkohlesparte verkaufen.
Doch die aktuelle Diskussion über einen Klimabeitrag für Kohlekraftwerke unterstreicht die unsichere Zukunft des Geschäfts und verzögert den Verkaufsprozess laut Agenturmeldungen. „Vattenfall kann in der Lausitz den schrittweisen Braunkohleausstieg bis 2030 vormachen und den Mitarbeitern gleichzeitig zukunftsfähige Jobs in den Erneuerbaren Energien anbieten. Dieser Weg ist nicht einfach, aber er ist unausweichlich, und er wird umso schwieriger, je länger Energiekonzerne und Gewerkschaften warten“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner.
Pünktlich zur Hauptversammlung
Greenpeace stellt das Szenario für einen nachhaltigen Umbau des Vattenfall-Geschäfts in der Lausitz pünktlich zur heutigen Hauptversammlung des Konzerns in Stockholm vor, auf der wichtige strategische Entscheidungen getroffen werden können. Der schwedische Staatskonzern will sich künftig ganz auf Erneuerbare Energien konzentrieren und seinen CO2-Ausstoß als Beitrag zum Klimaschutz deutlich senken. Auch aus diesem Grund soll die Braunkohlesparte verkauft werden. Ein Verkauf aber würde das Problem an einen neuen Eigner weiterreichen, der die Planungen für weitere Tagebaue sehr wahrscheinlich fortführen und so noch über Jahrzehnte Braunkohle abbauen und verstromen würde – mit den bekannten katastrophalen Klima- und Umweltschäden.
„Die vorhandenen Potenziale für Erneuerbare Energien in Sachsen und Brandenburg sind groß genug, um die wegfallenden Arbeitsplätze aus der Braunkohle bis 2030 aufzufangen. Unsere Studie zeigt auch, dass sich mit einem Braunkohleausstieg in der Lausitz bis 2030 Umweltkosten für die Allgemeinheit in Höhe von gut 80 Milliarden Euro einsparen lassen“, so Studienautorin Julika Weiß vom IÖW.
Ärger mit dem Rechnungshof
Unterdessen hat Vattenfall im Heimatland Schweden ebenfalls Ärger. So hat der schwedische Rechnungshof, die Revisionsbehörde Riksvisionen, das Unternehmen scharf kritisiert. Vattenfall habe sich, heißt es in dem Bericht der Behörde, unzureichende Umweltziele gesetzt, und nicht einmal die wurden erreicht. Der Konzern lasse sich in erster Linie von Gewinn- und nicht von Nachhaltigkeitsinteressen leiten. Im Widerspruch zu schwedischen Reichstagsbeschlüssen spiele Vattenfall keine führende Rolle bei der Minderung des EU-Klimagasausstoßes.
Auch den Verkauf des ostdeutschen Braunkohletagebaus nahmen sich die Prüfer vor: Fehlende Risikoanalysen und Handlungsplänen, um einen möglichen Verkauf verantwortungsvoll handhaben zu können, fehlten, obwohl der Verkauf seit 2012 in Erwägung gezogen werde.
Die vollständige Greenpeace Studie
Der Bericht des schwedischen Riksvisionen