Es war Berlin, wo die Exekutivsekretärin des Klimasekretariats, Christiana Figueres, heute den sogenannten Synthesebericht der UNFCCC für den Klimagipfel in Paris vorgestellt hat. Bis zum 1. Oktober dieses Jahres haben 146 Länder ihre Meldungen über ihre Klimaziele beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen abgegeben. 
Die gute Nachricht: Dem Dokument zufolge liegen die Minderungsmaßnahmen um das Vierfache über dem Niveau der Selbstverpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll von 1997.
Die schlechte Nachricht: Alle Meldungen zusammengerechnet reichen nicht aus, um die klimabedingte Erderwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf zwei Grad zu begrenzen.
Trotzdem bleibt UNFCCC-Exekutivsekretärin Christiana Figueres berufsopimistisch: „Die nationalen Klima-Aktionspläne markieren einen klaren, entschlossenen Aufbruch der internationalen Gemeinschaft in eine neue Ära anspruchsvoller Klimapolitik. Regierungen aus allen Enden der Welt haben mit ihren national bestimmten Klimazielen ihre Entschlossenheit ausgedrückt, je nach den Umständen und Fähigkeiten ihres Landes ihren Beitrag zu leisten.

Insgesamt ermöglichen die in den nationalen Aktionsplänen (Intended Nationally Determined Contributions, INDC) festgeschriebenen Schritte  eine Reduktion der Treibhausgasbelastung in der Atmosphäre um vier Gigatonnen bis 2030. Damit würde sich der Anstieg des CO2-Ausstoßes im kommenden Jahrzehnt verlangsamen. Der Aufwärtstrend lässt sich aber bis 2030 nicht umkehren.

Die Pro-Kopf-Emissionen würden bis 2025 voraussichtlich um acht Prozent und bis 2030 um neun Prozent gegenüber den Werten von 1990 zurückgehen. Im Vergleich zu 2010 fällt der Rückgang nur etwa halb so groß aus.

Würden die Treibhausgasemission ungebremst in die Atmosphäre austreten, befürchten Wissenschaftler einen Anstieg um über 4,5 Grad. Das würde dramatische Folgen für viele Regionen der Erde haben. Versteppungen weiter Landstriche sowie ein lebensbedrohlicher Anstieg des Meeresspiegels..

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium: „Mittlerweile haben über 150 Länder ihre klimapolitischen Maßnahmen vorgelegt. Das sind über drei Viertel aller Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass sie ihre wirtschaftliche Entwicklung und ihre Treibhausgasemissionen voneinander entkoppeln wollen. Das muss und kann auch gelingen.“
Der UN-Bericht zeige, dass die ganz große Mehrheit der Länder den Klimaschutz ernst nehme und an einer globalen Trendwende mitwirken wolle, sagte Flasbarth. Deutlich werde aber auch, dass die Klimaschutzanstrengungen weltweit von allen großen Emittenten noch erhöht werden müssen, um einen unbeherrschbaren Klimawandel wirklich abzuwenden. „Die bisher vorgelegten Maßnahmen können nach Berechnungen unabhängiger Experten zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf 2,7 Grad beitragen. Wir dürfen deshalb nicht nachlassen, den Anstieg der Erderwärmung auf zwei Grad, besser noch auf unter zwei Grad, zu begrenzen.“
Bewertungen von NGO´s zwiespältig
Zwiespältig fällt die Bewertung von Brot für die Welt und Germanwatch zu der vorgestellten Zusammenfassung  für den Pariser Klimagipfel aus: „Auf der einen Seite hat der Pariser Klimagipfel schon etwas Entscheidendes bewirkt: Es liegen nun die selbst gesteckten Klimaziele von rund 150 Staaten auf dem Tisch. Auf der anderen Seite ist jedoch klar, dass diese Beiträge nicht ausreichen werden, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern“, sagt Sönke Kreft, Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Zwar würden die bisher vorgelegten Klimaziele zu einer Verlangsamung des Emissionswachstums führen, doch selbst bei voller Umsetzung der Ziele würde 2030 global noch mehr als ein Drittel zu viel emittiert, um das vereinbarte Zwei-Grad-Limit langfristig einhalten zu können.
[blockquote pull=““ align=“left“ attributed_to=“Sönke Kreft, Teamleiter für Internationale Klimapolitik bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch“ attributed_to_url=“{{attributed_to_url}}“]“Das Pariser Abkommen soll die Klimapolitik der kommenden Jahrzehnte bestimmen. Es muss deshalb einen realistischen Nachbesserungsmechanismus enthalten“, so Kreft. „Entscheidend ist dabei nicht nur, dass Paris eine Verpflichtung zur Verschärfung der Klimaziele enthält, sondern auch, wann diese erfolgen sollen.“ Die vorgelegte Zusammenfassung der INDCs zeige, dass es sich die Internationale Gemeinschaft nicht erlauben könne, den Klimaschutz nach dem Pariser Gipfel auf die lange Bank zu schieben. Sönke Kreft: „Wir brauchen Verbesserungen der Klimaziele im Fünf-Jahres-Rhythmus. Und die erste Verschärfungsrunde muss unbedingt schon vor 2020 erfolgen.“[/blockquote]
„Diese Lücke bei den Klimazielen bedeutet unweigerlich ein größeres Risiko bei den Folgen des Klimawandels. Der heute vorgestellte Synthesebericht zeigt auf schockierende Weise, dass man offenbar in Kauf nimmt, auf eine vermeidbare Katastrophe zuzusteuern anstatt signifikant die Treibhausgase zu reduzieren“, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin bei Brot für die Welt. Zu hohe Emissionen führen zu Extremereignissen, lösen Hungersnöte aus und verschärfen Konflikte sowie Migration. „Die Konsequenz ist, dass betroffene Menschen weltweit erwarten, dass sich das Pariser Abkommen wesentlich stärker als bisher mit dem Problem der Klimaschäden auseinandersetzt, die nicht mehr vermeidbar sind.“  Wenn die Klimarisikolücke in den nächsten Jahren weiter wächst, müsse die Internationale Gemeinschaft hier Lösungen finden.
Klimawandelbedingte Schäden (engl. „Loss and Damage“) sind ein strittiger Punkt im Pariser Abkommen. Brot für die Welt und Germanwatch stellen am Dienstag (3. Nov.) eine gemeinsame Studie vor, die aufzeigt, wie die Klimarisikolücke in den nächsten Jahren wächst und was ein Loss & Damage-Ergebnis in Paris zur Lösung des Problems beitragen kann.