FAIReconomics NACHRICHTEN KW 45: 
Klimakonferenz in Bonn: Gestern begann in Bonn die UN-Klimakonferenz. Bis zum 17. November will man die Details zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens festlegen. Die Präsidentschaft liegt bei den Fidschi-Inseln. Derzeit liegen mehr als 23000 Akkreditierungen für die Weltklimakonferenz vor, 197 Staaten sind vertreten. Zudem haben sich rund 1300 Journalisten angemeldet. Im Vorfeld haben am Sonnabend tausende Menschen gegen die Braunkohle demonstriert und einen schnellen sowie sozialverträglichen Kohleausstieg gefordert. Sie wollten unter anderem darauf aufmerksam machen, dass der Konferenzort nur wenige Kilometer von Europas größter CO2-Quelle, dem rheinischen Braunkohlerevier, stattfindet.  cop23.degeneral-anzeiger-bonn.de, tagesschau.de, rp-online.de (Demo)
Jamaika-Sondierer haben noch keinen gemeinsamen Nenner zur Halbzeit: Halbzeit bei den Sondierungsgesprächen. Vor allem bei den Umweltthemen herrscht nach wie vor Streit. In der Verkehrspolitik geht es um die strittigen Themen Maut, Ausstieg aus dem Diesel- und Verbrennungsmotor. Auch in der zukünftigen Landwirtschaftspolitik ist man sich nicht einig. Das Papier, das dort entstanden ist, beschreibt eher die Streitpunkte, als die gemeinsame Politik. handelsblatt.com (Verkehrspolitik), taz.de (Landwirtschaft)

4o3 ppm das ist die derzeitige CO2 Konzentration in der Erdatmosphäre.  Laut World Meteorological Organization (WMO) hat die weltweite CO2-Kontentration im Jahr 2016 einen Wert von 403,3 ppm (parts per million = Teile pro einer Million Teile) erreicht. Im Jahr zuvor war mit 400,00 ppm erstmals die 400er-Marke erreicht worden. Als Grund für die weitere schnelle Zunahme nennt das WMO die Kombination aus menschlichen Aktivitäten und einem starken El-Niño-Effekt.  iwr.de

Dringender Handlungsbedarf: Wenn es so weiter geht wie bisher, werden die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht.  Letzte Woche stellte der Leiter des UN-Umweltrogrammes UNEP, Erik Solheim, den  achten “Emissions Gap Report” vor. Sowohl Kurzfristmaßnahmen müssten ergriffen werden als auch langfristige Ziele ehrgeiziger gestaltet werden. Um die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit vor einigen Jahrhunderten zu begrenzen, dürfen noch etwa 800 Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden. Aktuell liegt dieser Wert bei 52 Gigatonnen pro Jahr. unep.org , taz.de
Handel – Umstieg von Plastik ist schwierig: Wenn auch der Umstieg von der Plastiktragetasche hin zu Alternativen im Handel ganz gut vorangeschritten ist, gibt es bei der Verpackung von Obst oder Fleisch immer noch Probleme. Milliarden dünner Plastiktüten werden nach wie vor verbraucht. Nun versucht die Handelskette REWE umzusteuern. In rund 120 seiner über 3000 Märkte, will man erreichen, dass die Kunden weniger zu den dünnen Plastiktütchen – auch Knotenbeutel genannt – greifen.  abendblatt.de
US-Klimabericht widerspricht Trump: Ein staatlicher US-Bericht sieht als Auslöser des Klimawandels den Menschen an. Damit widersprechen 13 staatlichen Behörden den Ansichten des US-Präsidenten. Laut Gesetz muss der Bericht alle Vier Jahre vorgelegt werden.  In dem Bericht steht, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass menschliche Tätigkeit für den Anstieg der globalen Temperatur verantwortlich sei.  science2017.globalchange.gov   (Originalbericht), fr.de
Bitcoins als Stromfresser: Die digitale Währung Bitcoin ist auf dem Vormarsch und gleichzeitig ein Energiefresser. Bei einer einzigen Transaktion werden 215 Kilowattstunden Strom verbraucht, das reicht aus um einen durchschnittlichen US-Haushalt eine ganze Woche mit Energie zu versorgen. digicomonist.net

Buchtipp der Woche:  Erzwungene Einsichten – Eine Chronik zu vier Jahrzehnten Umweltpolitik von Herbert Fuehr. Atomare Endlager, Vermüllung der Meere, Feinstaubbelastung in den Innenstädten – die umweltpolitischen Fragen, die uns heute beschäftigen, haben eine lange Vorgeschichte. Herbert Fuehr hat für die Nürnberger Nachrichten über vier Jahrzehnte die Umwelt- und Energiepolitik kritisch begleitet, hinterfragt und in Berichten, Leitartikeln und Kommentaren Probleme und Lösungsmöglichkeiten anschaulich gemacht. Ausgewählte Beiträge werden in diesem Buch versammelt und in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Kongenial ergänzt werden sie durch Karikaturen des ebenso berühmten wie umweltbewegten Horst Haitzinger. Wie Herbert Fuehr ist er eine der prägnanten Stimmen im Chor der Journalisten, Wissenschaftler und Umwelt-Verbände, die unerlässlich sind, um das Bewusstsein für die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu schärfen. oekom.de
Rohstoffversorgung: Mittelstand bangt um Nachschub. handelsblatt.com
Deutsche Autolobby: Gefährdet EU-Klimaziele. euractiv.de
Siemens: Rascher Kohleausstieg gefordert. spiegel.de  
Alte Windräder: Durch Auslauf der Förderung könnten sie 2020 vom Netz genommen und abgebaut werden. heute.de
Sunfire: Klimaneutraler Brennstoff aus Dresden handelsblatt.com
Demonstration: Kohlegegner besetzen Hambacher Revier. welt.de
FDP: Lobbyist bei Sondierungen zum Thema Kohle dabei.  zeit.de
Ladeinfrastruktur: Europaweites Netz an Autobahnen wird kommen. waz.de

WÖRTLICH GENOMMEN
„Die Kosten, die wir in Deutschland uns aufbürden, um eine Tonne CO2-Ausstoß zu vermeiden, sind die höchsten der Welt. Wir sagen als Freie Demokraten: Es ist viel sinnvoller, dass wir bei uns optimieren. Zum Beispiel nehmen wir mal das Kohlekraftwerk in Datteln. Da steht ein hochmodernes Kraftwerk, ein ganz nagelneuer Block und vier alte. Wir können die vier alten zumachen und den neuen ans Netz nehmen. Das wäre dann kein Ausstieg aus der Kohle. Es wäre eine Optimierung. Gleichzeitig wäre es dann sinnvoll, wir sorgen dafür, dass beispielsweise in Indonesien, beispielsweise in China, in Brasilien, dass dort CO2-Ausstoß vermieden wird, denn wir reden hier übers Weltklima. Wir reden nicht nur über das Klima über Nordrhein-Westfalen oder der Bundesrepublik Deutschland.“
Alexander Graf Lambsdorff (FDP), ehemaliger Europaabgeordneter und frisch gewählter Bundestagsabgeordneter,  man müsse auch über die Zukunft unserer Industrie und den Standort Deutschland und Arbeitsplätze reden. Es gebe energieintensive Betriebe, die seien grundlastabhängig. Sie bräuchten eine permanente, verlässliche, sichere Stromversorgung. Da dürfe es keine Ausfälle geben, sonst gingen  ganze Prozesse kaputt. In der Aluminiumherstellung, bei manchen Metallumformern, in der Chemie usw. Und da hingen Hunderttausende von Arbeitsplätzen dran. Und man wolle als FDP eine Balance schaffen zwischen Fortschritten beim Klimaschutz und einer wettbewerbsfähigen deutschen Industrie, gleichzeitig den Klimaschutz aber auch global denken und den Blick hier weiten. deutschlandfunk.de
„Im Körper kann man locker 300 Stoffe nachweisen“
Marike Kolossa-Gehring vom Umweltbundesamt (UBA) Projektleiterin beim deutschen Schadstoffgedächtnis. Man könnte jederzeit schauen, wie sich die Belastung mit der Zeit entwickelt habe.  Für manche Einzelstoffe zeigen Langzeitreihen durchaus erfreuliche Trends: Man beobachte über den Zeitverlauf, dass viele Belastungen deutlich zurückgegangen sind, teilweise bis zu 90 Prozent. Doch trotz des  positiven Trends bestehe kein Grund für Entwarnung. Man habe immer noch Probleme, etwa weil Bleiverbindungen krebserregend seien und das Gehirn schädigten, gebe es keine untere Grenze – jede noch so geringe Konzentration könne Schäden verursachen. Viele Stoffe seien problematischer, als man früher gedacht habe. spiegel.de

MEHR WISSEN
Doppelte Erträge – Apfelplantage und Solaranlage: Sechzig Prozent mehr Ertrag erhält man, wenn man Solaranlagen und Landwirtschaft zusammen betreibt. Da Photovoltaikmodule auch bei normaler Nutzung mit Abstand aufgestellt werden müssen, da sie sich sonst gegenseitig abschatten und das Pflanzenwachstum nicht unbedingt von der Lichteinstrahlung abhängig ist. Forscher aus Freiburg haben ein Verfahren entwickelt, dass der Acker gleichmäßig beleuchtet wird und der Solarertrag dennoch hoch ist. faz.net
Wie kann man die Alpen retten?  Der Umweltschützer Matthias Schickhofer kritisiert die Industrialisierung der Alpen. Doch der Gebirgszug ist massiv bedroht, die Natur- und Kulturlandschaft könnte zerstört werden.  „Die globale Kommerzialisierung“ setze hochsensiblen Alpenbogen im Herzen Europas mehr und mehr zusetzt. Er schlägt vor das touristische Angebot in den Alpen zu diversifizieren und nicht permanent nur auf denWintersport zu setzen, der durch den Klimawandel ohnehin bedroht sei. kurier.at
Nigeria: In kaum einen Land wird soviel Energie verschwendet wie im Süden Nigerias. Darüber empört sich der international angesehene Biochemiker Bolaji Babatunde. Das Gasabfackeln sei aufgrund des massiven Ausstoßes von Treibhausgasen eine der weltweit schlimmsten KlimasündenDoch das sei nicht alles: Viele der Substanzen, die beim Abfackeln entstehen, seien nachweislich gefährlich für Pflanzen, Tiere und Menschen in der direkten Umgebung. dw.com 
China: Grüne Eurobonds in Luxemburg platziert. bizz-energy.com
Arme Länder:  Die armen Länder wollen bei der Klimakonferenz in Bonn mehr Geld fordern, doch es fehlt ihnen die Fähigkeit, Klimaprojekte zu initiieren und umzusetzen. climatechangenews.com
Borkenkäfer: Klimawandel frisst den Fichtenwald in Österreich.  derstandard.de

KALENDER
23. November 2017, 18.00 Uhr Forum Unternehmen und Menschenrechte: „Transparenz und Haftung entlang der Lieferkette –
wie weit geht unternehmerische Verantwortung?“ 
Der Wirtschaft wird eine wichtige Rolle bei einer fairen (Um-) Gestaltung der Globalisierung zugewiesen. Diese Verantwortung wird zunehmend auch durch nationale Gesetzgebung, wie die CSR-Berichtspflicht oder den UK Modern Slavery Act, eingefordert. unternehmen-menschenrechte.org.

DAS LETZTE:
Flüssige Einäscherung: Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown hat jüngst den Weg frei gemacht zu einer flüssigen Einäscherung.  Die Technik soll ein besonders energiesparender und umweltfreundlicher Prozess sein, da Leichen bis auf ein Häufchen weißes Knochenmaterial nahezu rückstandsfrei entsorgt und dabei sogar potenziell ökologisch problematische Implantate wie Herzschrittmacher nicht in die Umwelt gelangen. Die Bischofskonferenz hat sich noch kein abschließendes Urteil über das neue Verfahren gebildet. sfgate.com