FAIReconomics Newsletter KW 07 NACHRICHTEN
Was zu Klima und Umwelt im GroKo Vertrag steht: Für einen großen Wurf halten Experten den Koalitionsvertrag in Sachen Klimaschutz und Umwelt nicht. Auch wenn das Klimaziel 2020 offiziell nicht aufgegeben wird. Die zukünftige Regierung will „Ergänzungen vornehmen, um die Handlungslücke zur Erreichung des Klimaziels 2020 so schnell wie möglich zu schließen“. Für den Kohleausstieg will man eine Kommission einsetzen, das Klimaziel für 2030 soll im kommenden Jahr Gesetz werden. Die EEG-Industrierabatte bleiben bestehen,  Windenergie onshore und Photovoltaik sollen mit einer zusätzlichen Kapazität von je 4.000 Megawatt gefördert werden.  klimaretter.info (Übersicht Koalitionsvertrag), cdu.de (gesamter Koalitionsvertrag)
Versicherung weiter engagiert bei Kohlekraftwerken: Deutsche Versicherungen sind nach wie vor am Kohlesektor in Polen beteiligt, obwohl sie im Rahmen des Pariser Klimaabkommens angekündigt hatten, sich auch diesem Geschäftsfeld zurückzuziehen. So habe die Allianz-Versicherung mindestens neun Verträge mit polnischen Kohlefirmen. Die Ergo Hestia, eine Tochterfirma der Münchener Rück, sogar zwölf.  zeit.deunfriendcoal.com (Originalbericht)

Rund 160 Gemeinden haben sich in Deutschland für pestizidfrei erklärt und verzichten auf Glyphosat und andere Pestizide bei der Pflege ihrer Grün- und Freiflächen. bund.net

Glyphosat-Untersuchung: Das EU-Parlament hat einen Sonderausschuss eingerichtet, der noch einmal die Qualität von Studien überprüfen soll, laut derer das Unkrautvernichtungsmittel unbedenklich seien. Der Ausschuss soll auch die Einflussnahme von Industrielobbyisten untersuchen, die der Produzent Monsanto beauftragt hat.  euractiv.de
Bahn soll sich mehr an Kunden orientieren: Mehr volkswirtschaftliche Ziele für die Bahn  haben die Union und SPD in den Koalitionsvertrag , hineinformuliert. Sie sollen auch in der Satzung des Konzerns und der Konzerntöchter festgeschrieben werden. Bei der Bahn solle „nicht die Maximierung des Gewinns, sondern eine sinnvolle Maximierung des Verkehrs auf der Schiene“ im Vordergrund stehen.
handelsblatt.comallianz-pro-schiene.de
Studie zur Elektromobilität: Ohne verbindliche rechtliche Vorgaben wird sich die Elektromobilität in Deutschland nicht durchsetzen können. Die Autoren einer Studie schlagen vor sowohl Zielvorgaben für CO2-Emissionen einzuführen,  Kaufanreize für Elektro­fahrzeuge durch Steuervorteile und Prämien zu schaffen sowie sowohl potenzielle Zulassung­sverbote für Verbrennungsmotoren oder  gar Zulassungsquoten für die Automobilhersteller einzuführen.  kompetenzzentrum-uni-leipzig.de
Wasserstofftechnologie: Elektromobilität und Wasserstofftechnologie – beide Technologien stehen am Anfang ihrer Entwicklung in der Mobilität. Eine Studie rät jetzt dringend dazu, eine flächendeckende Infrastruktur für beide Techniken aufzubauen und vor allem möglichst schnell damit zu beginnen. Kurzfristig sei die Batterietechnik zwar noch im Vorteil, aber das Grundproblem der Elektroenergie bleibe: Die Batterie könne nur sehr begrenzt Strom speichern; die Reichweite des Autos sei gering. Ein wichtiges Ergebnis der Studie: Die Wasserstofftechnik ist langfristig rentabler. Beim Durchrechnen der Gesamtkosten für die notwendige Infrastruktur beider Varianten und zwar für eine zunehmende Zahl entsprechend ausgerüsteter Kraftwagen ergab, dass die Infrastruktur für wasserstoffbetriebene Pkw ab etwa zehn Millionen Fahrzeugen mit dieser Technik preisgünstiger als jene für batteriebetriebene. aachener-zeitung.de

(Foto:pixabay)


Offshore-Windkraftausbau in Europa: Der Ausbau der Windkraft vor den europäischen Küsten hat sich 2017 um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. In 17 Windparks wurden auf dem Meer 560 Windräder mit einer Nennleistung von zusammen 3.148 Megawatt neu errichtet und ans Stromnetz angeschlossen. Die Gesamtkapazität stieg um ein Viertel auf 15.780 Megawatt. Weitere 82 errichtete Anlagen warten noch auf den Anschluss. windeurope.org

Buchtipp der Woche: Bildung als Provokation von Konrad Paul Liessmann
Warum wird Bildung als Provokation angesehen? Konrad Paul Liessmanns treffende Diagnose über das Dilemma unseres Bildungssystems. Alle reden von Bildung. Sie wurde zu einer säkularen Heilslehre für die Lösung aller Probleme – von der Bekämpfung der Armut bis zur Integration von Migranten, vom Klimawandel bis zum Kampf gegen den Terror. Während aber „Bildung“ als Schlagwort in unserer Gesellschaft omnipräsent geworden ist, ist der Gebildete, ja jeder ernsthafte Bildungsanspruch zur Provokation geworden. Die Gründe dafür nennt Konrad Paul Liessmann in seinem neuen Buch. Dafür begibt er sich sowohl in die Niederungen der Parteienlandschaft als auch in die Untiefen der sozialen Netzwerke, er denkt über den moralischen Diskurs des Zeitgeists nach und darüber, warum es so unangenehm ist, gebildeten Menschen zu begegnen. hanser-literaturverlage.de
Hybrid-Flugzeug: Elektrisch senkrecht starten und landen. futurezone.at 
Konsumverhalten: Fairtrade ist bekannt, deutsche Verbraucher greifen trotzdem nicht zu. fashionunited.de
Ozonschicht: Eine Zeitlang nahm man an, dass sich die Ozonschicht regeneriert, nun schwindet sie doch. luzernerzeitung.ch
ABB hilft Tesla: Schweizer Unternehmen unterstützt beim Bau der größten Batterie der Welt in Australien. nzz.ch
Energieversorger: Große und kleine Marktakteure wünschen sich mehr Mut bei der CO2 Bepreisung. energate-messsenger.de
Tesla II: Rekordverluste im vierten Quartal 2017, geht dem Unternehmen die Luft aus? handelsblatt.com
Sommerzeit:  Nach dem Willen des EU-Parlaments soll die Kommission die Sommerzeit überprüfen. dw.com
Bananen zu billig: Eine Studie zeigt Wirkungen von Preisdumping auf die Umwelt und Menschen. welt.de
Holz: Auch zur Panzerung geeignet. spiegel.de
 

WÖRTLICH GENOMMEN
„Union und SPD haben den alarmierenden Zustand unserer Natur offensichtlich erkannt. Das ist gut und war dringend nötig. Die versprochenen Schutzmaßnahmen geben Anlass zur Hoffnung. Was allerdings fehlt, ist ein übergeordneter Plan, der Klima, Infrastruktur und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zusammendenkt. Mit neuen Rekordinvestitionen in Verkehrsprojekte werden weitere Lebensräume zerschnitten und die stiefmütterliche Behandlung des Klimaschutzes wird unsere Ökosysteme stark unter Druck setzen.“
Leif Miller, Geschäftsführer des NABU, große Versäumnisse sehe die NGO in der Energie- und Klimapolitik sowie im Verkehrsbereich. Es spreche Bände, dass die GroKo die Klimaziele bis 2020 nur ‚so schnell wie möglich‘ erreichen wolle. Mit einer neu dazu einzuberufenden Kommission erkaufe sie sich Zeit, die nicht da sei. Dabei lägen alle notwendigen Schritte längst auf dem Tisch. Positiv sei, dass bis 2030 immerhin eigene Klimaziele für alle Bereiche kommen. Doch dieses Bekenntnis sei pure Augenwischerei, wenn Union und SPD die Energieeffizienzstandards für Neubauten einfrören. Der Ausbau der erneuerbaren Energien müsse weiterhin zwingend naturverträglich gestaltet werden. nabu.de
„Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, Migration und Diversität von Lebensmodellen verunsichern und erzwingen Anpassungen im Denken und Handeln. Die verinnerlichten Gewohnheiten verlieren so schnell an Gültigkeit, so dass sich immer mehr Menschen von ihrer gesellschaftlichen Existenz entfremden können. Ökonomische Faktoren wie wachsende Ungleichheit oder Unsicherheit mögen eine zentrale Rolle spielen, doch es bedarf mehr zur Krise.“
Martin Kolmar und Scott Loren, Professoren an der Universität St. Gallen, mit zunehmender Entfremdung entstehe eine solche Krise als Zusammenbruch der alten Ordnung. Der Ethnologe Victor Turner habe beschrieben, wie sich Krisensituationen auf gesellschaftlicher Ebene vollzögen, und er habe für den Übergangszeitraum von einer alten zur neuen Ordnung den Begriff der Liminalität geprägt. In diesem Zeitraum würden gesellschaftliche Deutungsmuster angesichts einer als nicht mehr beherrschbar erscheinenden sozialen, technischen und natürlichen Umwelt zusammenbrechen. Damit einher gehe ein Moment existenziellen Schreckens bei gleichzeitiger Offenheit und Freiheit hinsichtlich der Zukunft. Diese Offenheit mache den Prozess nur im Nachhinein deutbar, jedoch nicht prognostizierbar. tagesspiegel.de

MEHR WISSEN

Die „Öffis in Wien sind sehr beliebt. (Foto: pixabay)


Die „Öffis“ in Wien: Der öffentliche Nahverkehr ist ein wichtiger Teil der Verkehrswende. In Wien gehört der Nahverkehr zur Lebensqualität der österreichischen Hauptstadt. Ein Auto wird nicht einmal gebraucht, wenn man beispielsweise zum Wandern aus der Stadt hinauswill. Zudem kostet ein Jahresticket nur einen Euro pro Tag. An zusätzlichen Angebot wird ständig gefeilt. sueddeutsche.de
Ecoship: In der Schifffahrt herrscht erheblicher Nachholbedarf, was sowohl die energie- und klimafreundlichen Antriebe angeht, als auch was die Nachhaltigkeit an Bord betrifft.  Mit dem Ecoship, das als Kreuzfahrtschiff konzipiert ist, sollen Wasser, Lebensmittel und andere Ressourcen möglichst in einer Art Kreislaufwirtschaft gefiltert, wiederverwendet oder aufbereitet werden und nicht in die Meere verklappt werden. Da auf einem konventionellen Kreuzfahrtschiff ein Großteil der Energie ins Hotel und vor allem in Heizung, Lüftung und Klimatisierung fließen, setzen die Schiffsdesigner beim Ecoship unter anderem auf vertikale Gärten zur Kühlung oder einfach gut isolierende Fenster. enorm-magazin.de 
Riesiger Kapitalbedarf für Nachhaltigkeitsfinanzierung: Der Kapitalbedarf für eine weltweite Nachhaltigkeitswende ist riesig. Nach Angaben der International Finance Corporation (IFC), die zur Weltbankgruppe gehört, könnte das Pariser Abkommen bis 2030 fast 23 Billionen Dollar an „klimaschonenden“ Investitionen anregen. Die für die Erreichung der SDGs weltweit erforderlichen Mittel wurden von den Vereinten Nationen für 15 Jahre auf 6 Billionen Dollar pro Jahr geschätzt. fair-economics.de
CitoCode:  Neues System macht Logistik in Zeiten der Digitalisierung leichter. fair-economics.de
Kongo: Probebohrungen für Suche nach Öl im Nationalpark erlaubt. taz.de  
Schweden: Verbot von Mikroplastik in Kosmetikartikeln. mdr.de
DAS LETZTE:
Cybermobbing gegen Lehrer nimmt zu: Bekannt ist, dass Schüler ihre Mitschüler im Internet und in sozialen Medien aufs Korn nehmen. Zunehmend werden jetzt auch Lehrer Ziele von Cybermobbing-Angriffen. In Sozialen Netzwerken lassen sich ungeliebte Lehrer recht einfach namentlich an den virtuellen Pranger stellen. Mit anonymen Social-Media-Accounts oder über die ebenfalls anonyme Schülerbeichte auf Instagram können Kinder und Jugendliche einzelne Lehrer diffamieren, ohne befürchten zu müssen, erkannt zu werden. Lehrer fühlen sich einem besonderen psychischen Druck ausgesetzt. heise.de