FAIReconomics Newsletter KW 08 NACHRICHTEN
Verhandlungen über Fahrverbote in dieser Woche: Am Donnerstag verhandelt das Bundesverwaltungsgericht über mögliche Fahrverbote in deutschen Städten, denn in mehr als 60 Kommunen werden hierzulande die Grenzwerte überschritten. Der Deutsche Städtetag geht davon aus, dass die Fahrverbote kommen werden, die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht allerdings keine Möglichkeit, diese Fahrverbote wirkungsvoll zu überwachen. Die Bundesregierung preschte unterdessen mit der Überlegung eines kostenfreien ÖPNV vor, um die Stickoxidwerte dauerhaft zu senken. tautobild.de chip.de (Blaue Plakette), waz.de (Städtetag), welt.de (ÖPNV)
OECD fordert höhere Energiesteuer und 30 DAX Konzerne einen CO2 Preis : Nicht zum ersten Mal fordert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass Energie stärker besteuert werden müsste. Die Besteuerung von Energieträgern könnte große Effekte haben , wenn man sie richtig einsetzt. Das Steuerniveau ist in den meisten Industrie- und Schwellenländern  nicht hoch genug, um Umweltschäden aus dem Energieverbrauch zu kompensieren. Unterdessen haben 30 DAX Unternehmen der Koalitionsvertrag kritisiert. Mit einem CO2-Preis in allen Sektoren ließe sich ein weiteres Ziel erreichen: Man könnte das Dickicht unterschiedlicher Steuern, Abgaben und Umlagen auf Strom, Öl, Kohle und Gas lichten. Die CO2-Intensität würde zur alleinigen Steuerungsgröße.  oecd.org, epo.de, derstandard.at, handelsblatt.com (DAX Konzerne)

Auf rund 10 Milliarden Euro ist der Bioumsatz im vergangenen Jahr gestiegen, das ist ein Anstieg von fast sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Da allerdings auch der gesamte Lebensmittelmarkt gewachsen ist, liegt der Bioanteil immer noch bei rund 5,1 Prozent. boelw.de

Dieselnachrüstung aus Steuergeld: Mit Steuergeldern sollen mögliche Hardware-Nachrüstungen bei älteren Diesel-Autos gefördert werden. Eine Expertenkommission des Verkehrsministeriums hat sich in einem Papier dafür ausgesprochen. Bei Vermeidung von Fahrverboten könne das Ziel eines möglichst großen Anteils nachgerüsteter Fahrzeuge wesentlich dadurch verfolgt werden, dass die Kosten für die Nachrüstung durch eine externe Förderung abgedeckt würden. Eine solche Förderung könnte sich neben öffentlichen Mitteln auch aus finanziellen Beiträgen der Automobilhersteller speisen. Beim Zustandekommen einer Großen Koalition soll bei der Hardware-Nachrüstung auf Basis der Empfehlungen der Experten-Kommission entschieden werden.   tagesschau.de, br.de
Deutschland hat Vorsprung bei der Energiewende verspielt: Rund 36 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland kam im vergangenen Jahr aus grünen Anlagen. Lange Zeit war das Land Vorreiter der Solar- und Windkraftindustrie. Doch diese Erfolge liegen in der Vergangenheit. Die Energiewende steckt in der Krise, denn seit 2009 sinken die Treibhausgasemissionen nicht mehr. Das von der Politik verfolgte Ziel, die Emissionen auf 750 Millionen Tonnen bis 2020 zu senken, kann nicht erreicht werden. Nur die Grünen träumen noch davon, es zu schaffen. tagesspiegel.de
BMW im Abgasskandal entlastet: Gute Nachrichten für den Münchener Autobauer. Das Kraftfahrtbundesamt sieht keine Anhaltspunkte für Abgasmanipulationen. Die Emissionen hätten weder auf dem Prüfstand noch auf der Straße unter normalen Bedingungen Grund zur Beanstandung geliefert.  BMW Chef Krüger kritisiert die Deutsche Umwelthilfe vehement. Der BMW-Vorstand hält der Organisation ein „unseriöses Vorgehen“ vor. Wer halte sich hier an Recht und Gesetz? Wer manipuliert hier wen? fragt der BMW Vorstand. Man müsse über die Verantwortung nachdenken, die alle Beteiligten der Diesel-Debatte haben. handelsblatt.com , faz.net
Windstrom zum Heizen?  Windstrom soll in China vermehrt- nach dänischen Vorbild-  in Blockheizkraftwerken eingesetzt werden, um so den Kohleverbrauch zu senken und anderweitig nicht nutzbare elektrische Energie zu verwenden. In windreichen Zeiten wird dort in die Fern- und Nahwärmenetzen verstärkt das Heizwasser mit Strom erwärmt. Damit baut man das Überangebot an  Strom ab und spart fossilen Brennstoff. heise.de
Britische Regierung stoppt Oxfam-Finanzierung: Nach bekanntgewordenen Sexskandalen der NGO auf Haiti und im Tschad hat die britische Regierung ihre Unterstützung für die Hilfsorganisation vorerst eingestellt. Oxfam soll die Fehltritte, die einige Jahre zurückliege,  vertuscht haben. Die zuständige britische Ministerin sagte,  dass  „Hunderte von guten, mutigen und mitfühlenden Leuten“ dort arbeiteten. Doch habe die Hilfsorganisation „einen langen Weg vor sich, bevor sie das Vertrauen der britischen Öffentlichkeit zurückgewinnen kann“. Auch die deutsche Regierung ist alarmiert. faz.net
Buchtipp der Woche: Pioniere des Wandels und städtische Kulturen der Nachhaltigkeit Beispiele für zivilgesellschaftliche Transformation in München, Barcelona und Kopenhagen

Politik und Wissenschaft fordern „Pioniere des Wandels“. Diese Bürgerinnen und Bürger sollen die große Transformation anführen, die in eine sozial verträgliche, ökologisch ausgeglichene und ökonomisch wertvolle, postfossile, wohlstandsfördernde, ressourcenschonende Gesellschaft mündet. Wer sind diese Akteure? Wie leben und arbeiten sie für eine nachhaltige (Stadt-)Gesellschaft? Welche Rahmenbedingungen hemmen, welche fördern diese Akteure? Und wie stellen sie sich eine zukunftsfähige, nachhaltige Alltagskultur vor?  Am Beispiel der drei Städte München, Barcelona und Kopenhagen wird ein internationaler innereuropäischer Vergleich vollzogen. Denn diese drei Städte sind für ihr nachhaltiges Engagement ausgezeichnet worden und spiegeln gleichzeitig drei unterschiedliche europäische Stadtkulturen wider. Untersucht werden unter anderem die Themenfelder Kreislaufwirtschaft, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Urban Gardening. oekom.de

Schadstoffbelastung zu Hause: Gefährlicher als Autoabgase. zeit.de
Methan: Die Erdgasförderung per Fracking stellt ein erhebliches Klimarisiko dar. sueddeutsche.de
Wirkungsgrad gesteigert: Forscher steigern Output von Power-to-Gas Anlagen. iwr.de
Anstieg bei Stickoxiden: Steigerung des Herzinfarktrisikos. fair-economics.de
Mehr als nur der reine Kapitalismus: Wirtschaftsunterricht in Schulen gefordert. zeit.de
Besser als Recycling: Vermeiden von Plastikmüll im Haushalt. nachhaltiger-warenkorb.de

WÖRTLICH GENOMMEN
„Wir haben auf der einen Seite eine Digitalisierung die dazu führt, dass wir in sehr vielen technischen Berufen mehr Personen haben, die erwerbstätig sein werden. Wir werden auf der anderen Seite sehr, sehr viele pflegende Berufe mehr brauchen, wir werden mehr Coachingberufe brauchen. Also denken Sie an die Bildung, ich glaube, dass da sehr viele Bestandteile digital unterrichtet werden, aber nie ohne menschliche Begleitung. Der Mensch ist aus der Erwerbsarbeit überhaupt nicht wegzudenken, selbst wenn vieles auch Roboter machen werden.“
Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, wir redeten im Moment von diesem Entweder-Oder, entweder Mensch oder Maschine. So werde die Arbeit von morgen nicht aussehen! Es werde Maschinen geben, die viel mehr könnten, künstliche Intelligenz, alles Mögliche. Aber ohne diesen menschlichen Faktor könne sie sich (Allmendinger, d.Red.) das nicht vorstellen, weil, der sei letztendlich das Verbindende. mdr.de
„Wir neigen dazu, die pazifischen Atolle als statische Landformen zu betrachten, welche einfach vom steigenden Wasser überflutet werden. Aber wir finden zunehmend Belege dafür, dass diese Inseln geologisch dynamisch sind und sich ständig verändern. Der dominierende Prozess auf Tuvalu war in den letzten Jahrzehnten Wachstum, nicht Erosion.“
Paul S. Kench, School of Environment, University of Auckland, der Südseestaat Tuvalu im Pazifik gilt ähnlich wie Kiribati durch den steigenden Meeresspiegel als „Untergangsgeweiht“. Nun hat Kench und sein Team nachgewiesen, dass zwar die Pegelstände auch im Pazifik nach oben gehen, doch den Eilanden nicht unmittelbar der Untergang droht.  Die Dynamik des Meeres, nämlich Wind und Wellen und Stürme sorgten dafür, dass mehr Sediment an den Küsten abgelagert als abgetragen werde.  nature.com

MEHR WISSEN
Falsche Förderpolitik der Bundesregierung: NGOs werfen der Bundesrepublik eine falsche Förderpolitik von Nationalparks in Afrika vor. Hintergrund: Im Nationalpark Kahuzi-Biega in der Demokratischen Republik Kongo war im vergangenen August ein 17-Jähriger aus dem Volk der Batwa von einem Ranger erschossen worden. Jetzt wird der deutschen Regierung vorgeworfen,  sie würde einen Nationalpark fördern, in dem die Rechte der Ureinwohner missachtet würden. Dabei sei im Menschenrechtskonzept der Bundesregierung festgeschrieben, indigene Völker in Entscheidungen zum Beispeiel über Naturschutzgebiete zwingend mit einzubeziehen, um Konflikten um natürliche Ressourcen vorzubeugen oder diese zu lösen. dlf.de
Menschenrecht auf Wasser: Die flächendeckende Umsetzung des Rechts auf Wasser scheitere, so seine Analyse, bereits daran, dass bislang gar nicht geklärt ist, was mit dieser Forderung denn konkret gemeint ist. „Muss das Wasser aus einem Leitungsnetz direkt ins Haus kommen, muss es rund um die Uhr verfügbar sein und wieviel darf es kosten“, nennt Bretschneider exemplarisch Fragen, die es zunächst zu klären gilt. „Da Wasser eine begrenzte Ressource ist, spielen zudem ökologische Aspekte eine zentrale Rolle“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Die aktuell auch hierzulande geführte Grundsatzdebatte um eine Wasserversorgung aus öffentlicher oder privater Hand führe daher am Kern des Problems vorbei, ist Bretschneider überzeugt. Er bindet in die Idee eines Zugangsrechts die Frage nach der Nachhaltigkeit mit ein. „Nur was nachhaltig funktioniert, ist auch gerecht.“  uni-jena.de
Bauern demonstrieren für Palmöl: Ab 2021 soll nach dem Willen des EU-Parlaments Palmöl in Biokraftstoffen verboten werden. Malaysia ist neben Indonesien eines der Hauptproduzenten des pflanzlichen Rohstoffes. Jetzt  demonstrierten Tausende von Bauern gegen die aus ihrer Sicht unfairen Praktiken und gegen einen Handelskrieg. In Malaysia sollen 650.000 Kleinbauern vom Anbau von Palmöl abhängig sein. Umweltschützer vom WWF sehen eine Alternative in einem  ressourcenschonenderen Anbau der Palmen anstelle eines kompletten Banns. deutschlandfunk.de
Coole Möhren: Wie nachhaltiges Essen in Kantinen und Mensen verkauft werden kann. fair-economics.de
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen:  Forderungen für Gebäudeenergiegesetz (GEG) konkretisiert. dgnb.de
Leben ohne Zucker:  In Berlin hat ein zuckerfreies Restaurant eröffnet, kann Genuss ohne Süsse möglich sein? welt.de
Nachhaltiges Bauen: Energieeffizienz ist kein Kostentreiber. verbaende.de
DAS LETZTE:
Ächtung von autonomen Waffen nicht in Sicht:  Bislang unterstützen erst 22 Länder den Vorschlag, die Entwicklung, Produktion und Verbreitung autonomer Waffensysteme zu ächten. Anlässlich der Münchener Sicherheitskonferenz warnte Mary Wareham von der Kampagne StopKillerRobots davor dass es diese Systeme bereits gebe. Die größte Sorge bereiteten die Waffensysteme, bei denen die Zielwahl und Erfassung und Angriff nicht mehr von einem Menschen kontrolliert würden.  Es werde in Zukunft autonome Waffensysteme geben, aber die Organisation wolle die schlimmsten Arten verhindern.
heise.de