FAIReconomics Newsletter KW 22/2020 NACHRICHTEN                         zur englischen Version
CO2 Preis ab kommendem Januar: Das Bundeskabinett hat in seiner letzten Sitzung einen CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 verabschiedet. Im Beschluss des Bundeskabinetts ist ein Hinweis untergebracht, wie man heimische Unternehmen vor ausländischem Wettbewerb schützen will, die mit preiswerteren Produkten aber höherem CO2 Foodprint auf den Markt drängen wollen. Der Fachterminus dafür ist Carbon Leakage. Die Gegenmaßnahmen sollen bereits 2021 eingeführt werden. Inwieweit die EU möglicherweise nachziehen wird, ist noch unklar, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht sich zudem für eine CO2 Grenzsteuer aus. Obwohl einige Mitgliedsstaaten der EU bereits eine Abgabe auf CO2 haben, existiert bisher kein einheitlicher EU-Preis auf CO2 im Gebäude- Verkehrs- oder Transportsektor.  euractiv.de , bundesregierung.desolarify.de
  
Verständigung über Ökostromausbau: Die GroKo hat sich für einen schnelleren Öko-Stromausbau verständigt, nachdem man darüber monatelang gerungen hat. So einigte man sich endlich über einen Min­des­tabstand von Windrädern zur Wohnbebauung. Im Baugesetzbuch soll eine Länderöff­­nungsklausel installiert werden, die es den Bundesländern ermöglicht, einen Mindestabstand von bis zu 1.000 Metern zwi­schen Windenergieanlagen und Wohngebäuden in ihren Landesgesetze zu definieren. Eine bayerische Sonderlösung, die bereits besteht, soll davon ausgenommen werden.  Auch der Solarausbau kann nun weitergehen. Der Förder­deckel für Solaranlagen wird unverzüglich aufgehoben undPlanungs- und Geneh­mi­gungs­pro­zesse werden beschleunigt. zeit.de

10 Millionen Hektar Wald, das ist eine Fläche, die fast so groß ist wie Bayern und Baden-Württemberg zusammen, verschwinden jährlich von der Erde. Die UN – Agrarorganisation FAO und UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen warnen davor, einen zentralen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen zu vernichten. Als einen der Hauptgründe für Abholzung und andere Formen der Entwaldung nannten die UN-Experten, die den „Globalen Waldzustandsbericht 2020“ vorstellten, die Landwirtschaft. Hier werden speziell große Rinderfarmen sowie die Soja- und Palmölproduktion genannt. sueddeutsche.de

Schon jetzt ist in Deutschland reiner Ökostrom möglich – theoretisch: Eine Studie weist nach, dass Deutschland  theoretisch seinen kompletten Strombedarf mit erneuerbaren Energien erzeugen könnte: Sowohl die Geografie als auch die Technologien reichen aus den heutigen Verbrauch dreimal zu decken. In zwanzig Jahren könnten Sonnen- und Windenergie 1.800 TWh erreichen. Damit sind auch die Klimaziele, die sich die Bundesregierung für 2030 und 2050 gesetzt hat, möglich. „Wir nutzen heute bei Photovoltaik und Offshore-Wind nur etwa 10  Prozent des geografisch-technologischen Potenzials, bei Onshore-Wind knapp ein Drittel“, sagt Casimir Lorenz, Projektleiter bei Aurora Energy Research. „Von dieser Seite her bleibt also mehr als genug Spielraum, um wie angestrebt bis 2030 den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung auf 65 Prozent zu steigern und bis 2050 die Energieversorgung weitestgehend CO2-frei zu gestalten.“ euwid-energy. de

Österreich will heimische Lebensmittel steuerlich begünstigen: „Austria First“, die österreichischen Bundesregierung will regionale Lebensmittel künftig steuerlich begünstigen. Nahrungsmittel, die lange Lieferketten nachweisen werden dann teurer. Damit sollen Österreichs Landwirte gestärkt werden. Während die Politik sich an die Umsetzung macht, übt die Lebensmittelindustrie und der Handel Kritik – von Planwirtschaft ist da die Rede und von Protektionismus. derstandard.at 
Zerstörung des Tropenwaldes nimmt zu: In der Corona-Pandemie hat die Zerstörung des Tropenwaldes weltweit massiv zuge­nom­men. Das geht aus einer Studie der Umweltstiftung WWF hervor. Nach einer Auswertung von Satellitendaten schrumpfte die Fläche der Tropenwälder in den 18 untersuchten Ländern im März um 6.500 Quadratkilometer – was etwa sieben Mal der Fläche Berlins ent­spricht. Dies bedeutet laut WWF-Analyse einen Anstieg der Waldzerstörung um durch­schnitt­lich 150 Prozent im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019. Am meisten betroffen waren Indonesien, Kongo und Brasilien. Vielerorts nutzen die Menschen den Wald den Anga­ben zufolge aufgrund wegbrechender Jobs als Einnahmequelle. Zum Schutz fordert der WWF eine Unterstützung der Entwicklungs- und Schwellenländer. wwf.de , spiegel.dezeit.de
BUCHTIPP DER WOCHE:

TechnikRadar 2020. Was die Deutschen über Technik denken

Was die Deutschen über Technik denken – das untersucht das TechnikRadar von acatech und Körber-Stiftung seit 2018. In ihrer dritten Ausgabe fragt die repräsentative Studie in diesem Jahr schwerpunktmäßig ab, was die Deutschen über „Bioökonomie“ denken. Der Begriff bezieht sich auf neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen, die fossile durch biologische Ressourcen ersetzen oder biologisches Wissen nutzen, um zu einem nachhaltigeren und zukunftsfähigen Wirtschaftssystem beizutragen. Die Ergebnisse zeigen: Geht es um den Schutz von Klima und Umwelt, hat die Mehrheit der Deutschen eine klare Haltung – zumindest, was die Zielsetzung und die allgemeinen Forderungen an die Politik angeht. Fragt man nach konkreten Maßnahmen, die die Menschen direkt betreffen, ist die Bereitschaft zum konsequenten Handeln deutlich schwächer ausgeprägt. Zur dringend notwendigen Debatte, welche Priorität Deutschland als weltweit führender Technologie- und Innovationsstandort diesen Zukunftsthemen einräumen sollte, will das TechnikRadar beitragen. hier können Sie Broschüre herunterladen. 
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Tabakwerbeverbot: Koalition plant Ausweitung.  zdf.de
Verschwörungstheoretiker: Der Chef des nachhaltigen Anbieters Rapunzel verbreitet Verschwörungstheorien. tagesspiegel.de
Dänemark: Weltweit erste Energieinseln in Nord- und Ostsee. handelsblatt.com
Deutsche Energiebranche: Wirtschaftswachstum geht nur grün. energate-messenger.de
UBA: Will in der Krise Ökostromumlage senken. bizz-energy.com
Fridays for Future: Umweltbewegung kämpft um Einfluss. businessinsider.de
Zur Lage der Natur: Deutschland geht es mittelmäßig. sueddeutsche de
European Green Deal: EU-Kommission setzt auf Landwirtschaft. spiegel.de
Karliczek: Mehr Geld für Ganztagsschulen. afp.com
Kommt der Kohleausstieg schneller?  Die vorgesehenen Entschädigungszahlen könnten die Kraftwerke länger laufen lassen.als notwendig. klimareporter.de
MOBILITÄT:
Deutschland in e-Mobil Technologie führend: Vier von zehn Patenten sowohl bei Elektroantrieben als auch beim Autonomen Fahren stammen aus Deutschland. Selbst bei der Batterietechnik sind es noch drei von zehn. , bei E-Auto-Batterien im­mer­hin noch drei von zehn. Doch das muss nicht so bleiben, in China werden etwas eine Million Patentanmeldungen im Jahr getätigt, in Deutschland sind es nur 70.000.  sueddeutsche.de
Einzelwagenverkehr bei DB Cargo: Die Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn AG, die DB Cargo AG, strebt nach eigenen Angaben eine Ausrichtung der Strategie für Einzelwagenverkehr auf Wachstum und weitere Verkehrsverlagerung an. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (19/18910) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (19/18071) hervor. Um eine ökologische Alternative zur Straße zu sein, soll der Einzelwagenverkehr den Angaben zufolge massiv ausgebaut werden – etwa mit schnelleren Verbindungen oder neuen Branchen wie Konsumgütern. Kernelemente dabei sollen ein attraktives Angebots- und Netzkonzept, Investitionen in Digitalisierung, Automatisierung und Modernisierung sein. Um diese Schritte zu ermöglichen, sei auch die weitergehende Umsetzung des Masterplans Schienengüterverkehr notwendig, heißt es in der Antwort.

Mautbefreiung:Scania sieht Erdgas-Lkw als ökonomisch und ökologisch. Der schwedischer Hersteller begrüßt Verlängerung der Mautbefreiung und sieht in Erdgas-Lkw eine schon heute verfügbare Lösung, die ökologisch und ökonomisch sei. transport-online.de

Fahrrad:Gewinner der Corona Pandemie. wiwo.de
Europäische Union: 100 Milliarden Euro für nachhaltige Mobilität.  elektroauto-news.net
LETZTE WOCHE IM BUNDESTAG
Endlagerung hochradioaktiver Abfälle: Die Bundesregierung hat Verordnungen über Sicherheitsanforderungen und Sicherheitsuntersuchungen für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle (19/19291) vorgelegt, die bis zum Sommer 2020 in Kraft treten sollen. Die Verordnungen dienen der Konkretisierung von sicherheitstechnischen Anforderungen an ein Endlager, das durch den Bund einzurichten ist, und umfassen die Durchführung von vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen im Standortauswahlgesetz (StandAG), schreibt die Regierung.
Warum Retouren im Onlinehandel vernichtet werden:  Die FDP-Fraktion hat die häufig praktizierte Vernichtung von Retouren durch Händler zum Thema einer Kleinen Anfrage (19/19227) gemacht. Sie bezieht sich dabei auf Äußerungen von Unternehmern, die die Entsorgung zurückgeschickter Waren aus steuerlichen Gründen für kostengünstiger als die Weitergabe an Dritte in Form von Sachspenden bezeichnet hätten. Denn die Umsatzsteuer für Sachspenden betrage 19 Prozent auf die Wiederbeschaffungskosten. Die Bundesregierung wird gefragt, ob sie die Auffassung der Unternehmer nachvollziehen könne, wonach die Entsorgung der retournierten Waren betriebswirtschaftlich und steuerlich günstiger sei als die Weitergabe in Form von Sachspenden. Außerdem soll die Regierung angeben, wie viele Waren aufgrund von Retouren von Unternehmen entsorgt statt gespendet worden seien.
Nach Klimaschutzprogramm gefragt: Um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Klimaschutzprogramm 2030 geht es in einer Kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (19/19083). Darin will die Fraktion erfahren, welche der Maßnahmen im Brennstoffemissionshandelsgesetz, im Sektor Gebäude und im Sektor Verkehr die Bundesregierung bislang umgesetzt hat und welche Maßnahmen sich verzögern werden. Auch fragen die Abgeordneten nach dem Stand der Umsetzung der Maßnahmen in den Sektoren Forst- und Landwirtschaft, Industrie und Energiewirtschaft.

WÖRTLICH GENOMMEN
„Artenreiche Wiesen und Weiden verzeichnen sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge. Dieser Trend setzt sich seit dem ersten nationalen FFH-Bericht im Jahr 2001 ungebrochen fort. Mehr als die Hälfte aller FFH-Grünland-Lebensraumtypen befindet sich in Deutschland in einem ungünstig-schlechten Erhaltungszustand.“
Birgit Jestel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, der Schutz des Grünlands müsse deshalb nicht nur auf europäischer, sondern auch auf nationaler Ebene verbessert werden. Wenn wir Arten und Lebensräume erfolgreich schützen und erhalten wollten, dann könne die Natur ein Teil von Lösungen sein. Auch das verdeutliche der Bericht: Renaturierte Feuchtgebiete, intakte Moore und nachhaltig genutzte Wälder könnten entscheidend zu Klimaschutz und Klimaanpassung beitragen. bmu.de

MEHR WISSEN
Vom Klimawandel besonders betroffen – Sierre Leone: Die Turtle Islands, ein Archipel vor der Küste von Sierra Leone, versinken langsam im Meer. Und Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt, fehlt es an Geld für Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Das afrika­ni­sche Land ist ein Beispiel dafür, dass die Erderwärmung jene Menschen am härtesten trifft, die sie am wenigsten verursacht haben. spiegel.de
Forschungsflüge im Lockdown: Die COVID19-Pandemie wirkt sich nicht nur auf nahezu jeden Aspekt des Alltagslebens aus, sondern auch auf die Umwelt. Ein deutsches Team, unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Chemie und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) will nun herausfinden, wie stark diese Auswirkungen auf die Atmosphäre sind. Im Rahmen der Forschungsmission BLUESKY werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden zwei Wochen Konzentrationen von Spurengasen und Schadstoffen in der Luft über europäischen Ballungszentren sowie im Flugkorridor nach Nordamerika messen. Ziel der Flugzeug-Mission ist es abzuschätzen, wie die verringerten Emissionen aus Industrie und Verkehr die Atmosphärenchemie und -physik verändern. idw-online.de

Wirbelstürme nehmen zu: Mit zwei Krisen haben die Küstenbewohner Indiens und Bangladesch der­zeit zu kämpfen: COVID-19 und nun zusätzlich mit einem Zyklon. Der Wirbelsturm Amphan stellt einen der heftigsten Stürme der letzten Jahre dar. Die Wetterbehörde gehen von Windgeschwindigkeiten von knapp unter 200 Stundenkilometern aus.  Das Problem, Zyklone, wie die Stürme in der Region genannt werden, ziehen ihre Energie aus warmen Oberflächenwasser der Ozeane. Eine aktuelle Studie zeigt: Wirbelstürme der oberen Kategorien drei bis fünf nehmen nachweislich zu.  klimareporter.de
Spreewald: Störche finden immer weniger Nahrung. dlf.de
Umweltschutz: Studien zeigen, dass Umweltschutz vielen Männern als feminin gilt.  klimafakten.de
Bienen: Mögen schlampige Gärten. enorm-magazin.de 
Mexiko:Ärger mit der Windenergie und indigenen Völkern. dw.com
Flexible Räume: Die Zukunft des Bauens. arte.tv
DAS LETZTE:

Foto: BSR


Abstimmungsbehälter in Berlin: Zigarettenkippen verrotten sehr schwer und sind deshalb schlecht für die Umwelt. Nun sind die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) auf die Idee gekommen,   und testen für die Kippen neue Abfallbehälter. Unter dem Begriff „Abstimmungs­behälter“ sollen Raucher ihre Zigaretten nicht mehr auf den Boden zu werfen. Dabei sind Fragen auf den Behältern zu sehen – durch Kippeneinwurf wird abgestimmt. So sind Fragen wie „Mein Berliner Fußballverein ist …“ mit „Hertha BSC“ oder „1. FC Union Berlin“ zu entscheiden und die entsprechenden Kippen einzuwerfen. Auch werden die Fragen gestellt wie „Ick bin een Berliner“ (Ja/Nein), „Wie startet Dein perfekter Tag?“ (Mit Tee/Kaffee) oder „Darf Ananas auf Pizza?“ (Ja/Nein). Die Eimer bestehen aus Edelstahl und Spezialglas so dass das Ergebnis sofort sichtbar ist.  bsr.de

 
 
 
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