FAIReconomics Newsletter KW 45 NACHRICHTEN
Pariser Klimaabkommen – Länder setzen Ziele nicht in nationales Recht um: Gerade einmal 16 Länder aller Signatarstaaten haben ihre nationalen Klimaaktionspläne so gestaltet, dass ihre zugesagten Beiträge (NDCs) mit den Zielen des Paris-Abkommens übereinstimmen, und die Pläne auch durch eigene Gesetze rechtlich verankert. „Unsere Analyse zeigt, dass die Länder nur langsam ihre NDC-Verpflichtungen als Ziele in nationale Gesetze und Richtlinien umsetzen“, konstatieren die Autoren des Berichts. Deutschland befindet sich genauso wenig unter diesen Ländern wie die Europäische Union. klimareporter.deise.ac.uk (Originalbericht)
SPD und CDU wollen schnelleren Ökostrom-Ausbau: Die große Koalition im Bund hat sich nach monatelanger Diskussion auf ein Paket zum schnelleren Ausbau von Ökostrom geeinigt. Vor allem Sonderausschreibungen sollen besonders Wind- und Sonnenenergie fördern. In dem kommenden drei Jahren ist der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik stufenweise geplant. Zudem will man mit diesem Energiepaket den Wettbewerb in der Branche der Erneuerbaren fördern. Die Koalitionäre wollen überdies bei strittigen Fragen wie Mindestabstände und Höhenbegrenzungen für Windräder die Bundesländer mit einbeziehen. Bis 2030 soll der Ökostromanteil am Energiemix auf 65 Prozent gesteigert werden, derzeit liegt er bei rund 36 Prozent, bis 2030 will die Regierung ihn auf 65 Prozent steigern. Insgesamt ist im Jahr 2018 weniger Energie verbraucht worden; dies liegt sowohl an steigenden Preisen, wie auch an der milden Witterung und einer gesteigerten Energie-Effizienz.
zeit.de

Vier deutsche Städte unter den hundert nachhaltigsten Städten der Erde.  Für die Untersuchung hat das Beratungs- und Projektierungsunternehmen Arcadis 100 Weltstädte auf den Prüfstand gestellt und  verglichen. In den drei eng mit den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) abgestimmten Kategorien „People“, „Planet“ und „Profit“  haben die Experten die Städte unter die Lupe genommen.  Deutsche Städte schneiden insgesamt sehr gut ab. Als beste deutsche Metropole landete München auf Platz sieben, Frankfurt am Main findet man auf Platz zehn, Hamburg und Berlin belegen im Ranking diePlätze  17 und 18. arcadis.com

Grünes Gas: Mit Hilfe von Vergleichsportalen lassen sich Hunderte Anbieter von sogenanntem „Ökogas“ finden, doch der Nutzen wird von Experten unterschiedlich bewertet. Denn einige Anbieter liefern meist konventionelles Erdgas und kompensieren die Treibhausgase dann an anderer Stelle, etwa durch Investitionen in weltweite Klimaprojekte. Umweltschützern nennen diese Form des Ökogases gern „moderner Ablasshandel“. handelsblatt.com

E-Autos dürfen in Österreich künftig schneller fahren als Benziner:  Statt Tempo 100 dürfen Elektrofahrzeuge auf vielen Straßen in Österreich künftig 130 fahren. Mit dem Gesetz sollen emissionsfreie Fahrzeuge gestärkt werden. „Zur Erreichung der EU Klimaziele 2030 und der Ziele des Pariser Klimaabkommens muss auch der Verkehrssektor seinen Beitrag leisten und CO2 einsparen. Ein wesentliches Instrument zur Erreichung dieser Ziele ist die Stärkung der E-Mobilität. Mit dem Beschluss des Nationalrats, wird heute die erste Maßnahme des E-Mobilitätspakets der Regierung umgesetzt“, freut sich Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger. bmnt.gv.at

Antarktis Schutzgebiet gescheitert: Viele Jahre haben Umweltschützer und Politiker um die Einrichtung eines Schutzgebietes nahe der Antarktis gerungen. Dabei haben sich auch Prominente , wie beispielsweise der spanische Schauspieler Javier Bardem dafür eingesetzt. Allerdings scheiterte jetzt das Vorhaben, das Wedele-Meer mit 1,8 Millionen Quadratkilometern unter Schutz zu stellen. China und Russland, aber auch Norwegen blockierten die Abmachung, die im australischen Tasmanien ausgehandelt werden sollte.  spiegel.de , derstandard.at
Manniok statt Plastik: „Ecoplas“nennen Sugianto Tandio und Tommy Tjiptadjaja aus Indonesien ihren Plastik, der biologisch abbaubar ist und den sie aus  Tapioca herstellen. Inzwischen entwickeln sie Plastiktüten, Plastikbesteck und sogar eine speziell für die USA entwickelte Tüte, mit der man die Hinterlassenschaften von Hunden aufsammelt. Aus der getrockneten Maniokwurzel kann Tapioka hergestellt werden. Nigeria, Thailand, Brasilien, Indonesien und Ghana gehören zu den größten Erzeugerländern. Eine Nutzung als Plastikersatz könnte auch für viele Kleinbauern, die Maniok anbauen, eine zusätzliche Erwerbsquelle sein. dw.com
Buchtipp der Woche:
Wer wir sein könnten – Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht.
Wie wir sprechen, entscheidet darüber, wer wir sind – auch und gerade in der Politik.“ Klug, leidenschaftlich und anschaulich geht Grünen-Chef Robert Habeck in seinem neuen Buch dem Zusammenhang von Sprache und Politik nach, erkundet den Unterschied zwischen totalitärer und offener Sprache – und skizziert damit eine Poetik des demokratischen Sprechens, die Mut macht, sich einzumischen und für unsere Demokratie einzustehen.
„Asyltourismus“, „Überfremdung“, „Gesinnungsdiktatur“, „Hypermoral“, „Volksverrat“ – viel ist in den letzten Monaten über die Sprachverrohung in der Politik gesprochen worden. Nach einer langen Zeit, die eher von politischer Sprachlosigkeit geprägt war, ist nun eine Zeit des politischen Brüllens und Niedermachens angebrochen – nicht nur von Seiten der AfD. Doch was passiert da eigentlich genau? Wo verläuft die Grenze zwischen konstruktivem demokratischem Streit und einer Sprache, die das Gespräch zerstört, die ausgrenzt, entmenschlicht? Und ist das alles nur eine Frage des mangelnden Stils?
Mit viel Leidenschaft erinnert Robert Habeck in „Wer wir sein könnten“ daran, dass die Frage, wie wir sprechen, entscheidend ist für die Gestaltungskraft unserer Demokratie. Dass Sprache – nicht nur in der Politik – den Unterschied macht. Und er entwirft die Skizze eines politischen Sprechens, das offen und vielfältig genug ist, um Menschen in all ihrer Verschiedenheit zusammenzubringen und in ein Gespräch darüber zu verwickeln, wer wir sein könnten, wer wir sein wollen. Dieses kluge Buch ist Teil dieses Gesprächs. kiwi-verlag.de
Neuer Höchststand: Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch ist bis September auf den Rekordstand von 38 Prozent gestiegen. welt.de
Kreatives Lernen in Schulen: Eine NGO will mehr nachhaltiges unternehmerisches Denken in die Schulen bringen. Bundeswettbewerb in Berlin. fair-economics.de
Stromtankstellen:  Preiswirrwarr und Unübersichtlichkeit an öffentlichen Ladesäulen. sueddeutsche.de
Mehr Flüssiggas aus den USA?  Der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung rechnet damit, dass Deutschland mehr Flüssiggas aus den USA  einführen wird. faz.net
Kürzung der EEG-Einspeisevergütung:  Das faktische Ende der Mieterstromförderung. pv-magazin.de
Elektromobilität: Hyundai und Kia entwickeln Autosolardach. bizz-energy.com
Ferkelkastration: Die rot-schwarze Koalition will den Bauern weiter gestatten, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren. zeit.de
Deutschland: Reisst das zwei Grad-Ziel, das Jahr 2018 ist bisher das wärmste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.dwd.de
WÖRTLICH GENOMMEN

„…es war viel Symbolpolitik dabei. Man hat wirklich jetzt drei Jahre, nachdem der Dieselskandal aufgedeckt wurde, noch nicht vernünftig gehandelt, oder wir sind immer noch mitten in der Dieselkrise. Die potenziellen Entschädigungen kommen eigentlich nicht voran. Die Unsicherheit bei den Dieselkäufern bleibt, und das Wichtigste: das eigentliche Ziel der Bundesregierung, Fahrverbote zu verhindern, auch das ist nicht gelungen. Also es ist, wenn man so will, ein politischer Totalschaden im Hinblick auf das Thema Diesel.“
Stefan Bratzel, Hardwarenachrüstungen, seien natürlich teuer, und sie wirkten erst nach einer gewissen Zeit. Diese Hardwarenachrüstungen müssten jetzt mal entwickelt und genehmigt werden, und dann müssten sie in die jeweiligen Fahrzeuge eingebaut werden. Das werde aller Voraussicht nach, wenn das denn dazu kommt, noch ein, zwei Jahre dauern, und erst dann träten die Maßnahmen ein, aber in der Abwägung des riesigen Vertrauensverlustes sowohl der Politik als auch zu allererst der Autoindustrie glaube er, dass Hardwarenachrüstungen das kleinere Übel seien. deutschlandfunk.de
„Der aktuelle Ökostromanteil darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Bundesregierung die Energiewende an allen Ecken und Enden blockiert. Beispiel Windenergie: Die Regierung zögert die Zusatzausschreibungen immer weiter hinaus. Daher steht in den nächsten beiden Jahren ein massiver Einbruch bevor. Das bedeutet Arbeitsplatzverluste in einer zentralen Zukunftsbranche und eine stagnierende Entwicklung beim Windstromanteil. Beispiel Solarstrom: Kaum zieht der Solarstrom-Markt nach Jahren der Flaute wieder an, will die Bundesregierung die Marktprämie für viele Anlagen massiv kürzen. Das geht aus dem aktuellen Referentenentwurf für das Energiesammelgesetz hervor. Damit würde die Regierung die positive Entwicklung wieder abwürgen. Auch der Deckel von 52 Gigawatt für Solarstrom soll bestehen bleiben.“
Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik bei Bündnis 90/Die Grünen, selbst wenn die Regierung nur ihre eigenen, viel zu niedrigen Ziele erreichen wolle, müsse sie die bisherige Ökostromproduktion bis 2030 verdoppeln. Dafür müssten die Weichen jetzt gestellt werden. Doch statt den Ökostrom-Ausbau endlich zu beschleunigen, wolle die schwarz-rote Koalition weiter bremsen, deckeln und verzögern. Ganz zu schweigen vom Verkehr und Gebäuden, wo die Energiewende gar nicht vorankomme. So torpediere die Regierung den dringend notwendigen Klimaschutz immer weiter. grüne-bundestag.de

MEHR WISSEN
Digitalisierung und Jobverluste: Mit Blick auf die kommenden Veränderungen durch die Digitalisierung empfiehlt der Informatiker und KI-Fachmann Toby Walsh, s auf einen von drei verschiedenen Fertigkeitsbereichen zu fokussieren: Ein Bereich dreht sich um technisches Verständnis und die Fähigkeit, intelligentere Computerprogramme zu erdenken inklusive der zugehörigen Hardware. Das zweite Feld beschreibt Arbeit, die sehr viel Empathie erfordert, worüber Maschinen in absehbarer Zeit allerdings nicht verfügen werden. Als dritte Berufsgruppe nennt er die Kreativen –  und will damit nicht darauf hinaus, dass Computer nicht kreativ sein können. Sein Punkt ist vielmehr, dass Menschen zum Beispiel Konzerte eben besuchen, weil sie dort mit anderen Menschen zusammenkommen. faz.net
Wo gibt es noch ursprüngliche Natur? Viele unserer sogenannten ursprünglichen Landschaften sind von Menschenhand geschaffen, wie beispielsweise in Deutschland die Lüneburger Heide. 70 Prozent der ursprünglichen Natur verteilen sich auf fünf Länder. Australien, Brasilien, die USA, Kanada und Russland. Die University of Queensland hat gemeinsam mit der Wildlife Conservation Society nun eine Weltkarte erstellt, auf der zu sehen ist, wo auf der Erde sich noch intakte Ökosysteme befinden. Dabei haben die Wissenschaftler auch die Weltmeere berücksichtigt. Inzwischen hat der Mensch 77 Prozent der Landflächen und sogar 87 Prozent der Ozeane durch Eingriffe verändert. Die Forscher fordern eine gemeinsame Anstrengung aller Länder dieser Erde, die übrig gebliebene Wildnis vor der Industrie zu schützen. theguardian.com
Geflüchtete gründen Unternehmen: Bei Geflüchteten stellen  sich nicht mehr so sehr die Fragen nach Erstunterkünften, sondern Herausforderungen in die Integration in den Arbeitsmarkt rücken in den Vordergrund. Dabei sind einige Schwierigkeiten zu meistern. Zum einen sind dies rechtliche Hürden, zum anderen sprachliche und kulturelle. Und dies spielt sich vor dem Hintergrund befristeter Aufenthaltstitel ab, die syrische Flüchtlinge in Deutschland erhalten. fair-economics.de
Müllgenüsse: Schwedisches Restaurant kocht Essen aus dem Müll. bento.de
Avocadoboom: In Mexiko mischen kriminelle Kartelle mit. bazonline.ch
Palau: Verbietet als erstes Land der Welt Sonnencremes. zeit.de
Fukushima: Chefs stehen vor Gericht. deutschlandfunk.de
Rülpsende Kühe: Seegras schafft Abhilfe und reduziert damit Methanausstoß. independent.co.uk
DAS LETZTE:
Darf man Veganer umbringen? William Sitwell ist ein bekannter Gastronomiefachmann, doch nun musste er als Verantwortlicher des Magazins „Waitrose Food“ zurücktreten. Der Grund:  Jüngst erreichte den Briten eine Mail der freiberuflichen Journalistin Selene Nelson, die ihn fragte, ob er nicht über eine Rubrik mit veganen Rezepten nachdenken könne. So richtig schien Sitwell der Vorschlag nicht zu gefallen: Seine Antwort: „Hallo Selene“, schreibt der bekannte Essenskritiker darin, „vielen Dank für deinen Vorschlag. Wie wäre es denn mit einer Rubrik über das Töten von Veganern, einer nach dem anderen. Wege, sie zu fangen? Wie man sie richtig verhört? Ihre Verlogenheit aufdeckt? Sie mit Fleisch zwangsernährt? Sie zwingt, Steak zu essen und Rotwein zu trinken? WILLIAM SITWELL“. Diese kostete ihn nun den Job…. handelsblatt.com