Essen ist der Sex des Alters, heißt es landläufig.  Doch es gibt da noch etwas anderes. Den gastrosexuellen Mann, eine Spezies, die die Gesellschaft längst subversiv unterwandert hat.
Er ist in einen Freiraum gestoßen, der lange verwaist gewesen ist. Früher war die Privatküche eine Domäne der Frauen, doch die sich verändernden Lebensmodelle haben das  Rollenbild – auch in der Küche – ins Wanken gebracht. Die Frauen kümmern sich mitnichten noch um die Ernährung, sie gehen ihrem Job nach. Und der Mann: Der will kochen. Aber nicht normal, nicht irgendwie, sondern wie ein Sternekoch, am besten im Molekularbereich.
Und wie es bei Männern ebenmal so ist, er überfordert sich und entwickelt sportlichen Ehrgeiz, der im Wettrüsten in den Küchen endet. Inzwischen gibt es sogar echte, hoch gerüstete Männerküchen. An ihnen fühlen sich die Herren der Schöpfung wohler als im Fußballstadien und parlieren dort über Texturen und Co. Früher Opel mit Fuchschwanz – heute Küchenutensilien.
Nun hat Carsten Otte über den gastrosexuellen Mann ein Buch geschrieben. Frank Tetzel, Chefredakteur von greenMAG, hat es gelesen. Carsten Otte  ist durch ganz Deutschland gereist, um mit den unterschiedlichsten Hobbyköchen zu sprechen. Er besucht Unternehmer, die am Lebensgefühl der Gastrosexuellen gut verdienen, belegt Kochkurse und testet Küchengeräte. Sein wie ein perfektes Menü aufgebautes Buch porträtiert den gastrosexuellen Mann lustvoll und selbstironisch in all seinen Facetten und gibt Einblick in dessen geheime Sehnsüchte und Wünsche. Lesenswert und amüsant. Hin und wieder fragt man sich jedoch mit welchen Luxusproblemen wir in diesem Land zu tun haben, auch angesichts der Summen, die Männer für ihre Küchenerlebnisse ausgeben.  Ein Eintauchen in eine fremde Welt, nicht uninteressant und auf alle Fälle lesenswert geschrieben.
Carsten Otte
Der gastrosexuelle Mann
Kochen als Leidenschaft
Campus Verlag 2014, Frankfurt/M., 240 S.
ISBN: 978-3-593-50043-0