Der österreichische Milliardär René Benko scheint nicht locker zu lassen. Insidern zu Folge versucht die Signa Holding sich die deutsche Galeria Kaufhof nach wie vor zu sichern.
Vor dem Hintergrund von Marktanteilsverlusten des stationären Einzelhandels gegenüber dem Onlinehandel, hat ein Hauen und Stechen um die besten Ausgangspositionen eingesetzt. Denn zwei Entwicklungen laufen parallel. Mit der Zunahme des Onlinehandelsanteils am Marktvolumen ändern sich auch die Strukturen der innerstädtischen Einkaufszonen.
Schon jetzt ist zu beobachten, dass in den 1a Lagen der Republik inhabergeführte Modegeschäfte zu Lasten von Zara, H&M und Co auf dem Rückzug sind – und selbst diese ziehen den Ausbau des Onlinehandel neuen Flächenkonzepten vor.
Die letzten wichtigen Monolithen sind die beiden verbliebenen Kaufhauskonzerne Karstadt und Kaufhof. Kaufhäuser mit ihrem vielfältigen Warenangebot gelten im Einzelhandel, aber auch in der Stadtplanung, nach wie vor als wichtige Anker und Magneten für das innerstädtische Leben.  Umso schwerer wiegt es für die Innenstädte und Stadtteilzentren, wenn attraktive Einzelhandelseinrichtungen wegfallen.
Mit der angestrebten Übernahme von Kaufhof, die die Signa Holding derzeit ins Auge fasst, sollen in einer Deutschen Warenhaus AG Synergien angestrebt werden, die sowohl zu Lasten der Standorte als auch zu Lasten der Beschäftigten gehen. Davon sind unisono die Stadtverwaltungen aber auch die Gewerkschaften und Handelsverbände überzeugt.  Erstere  schauen auf die  Arbeitsplätze, die durch den Zusammenschluss wegfallen könnten. Zudem gilt Karstadt, gerade aus der eigenen Krise gekommen, als auch die Signa Holding mit René Benko bei vielen nicht als der ideale Partner.
Über die Aushandlung des Sanierungstarifvertrages bei Karstadt weiss man bei den Gewerkschaften Bände zu füllen, bei einer Kaufhof Übernahme würde es noch einmal doppelt schwierig werden, hört man von Gewerkschaftsseite.

Immobilien und nicht der Handel im Fokus

Zudem bezweifeln Handelsexperten Benkos redliche Absichten. Sie betrachten Benkos Interesse mittel- und langfristig lediglich an der Immobilie – und hier ist Lage, Lage, Lage das nach wie vor Entscheidende. Kaufhäuser liegen in den 1a Lagen der Innenstädte und eine gemischte Nutzung aus Büros, Wohnen und Miete bringt an diesen Standorten erheblich mehr Rendite, als das Vorhalten reiner Verkaufsflächen.
Deshalb befürchten Handelsexperten, dass genau dieses Szenario bei Benkos Idee der Deutscher Warenhaus AG mit im Kalkül ist. Stadtplaner und -verwaltungen sind ebenfalls alarmiert, denn am Ende führe dies zu einer weiteren Verödung von Innenstädten, die dann nur noch aus Handyshops und schnell drehenden Textilgeschäften und Systemgastronomie bestehen würden.

Sinn nur über Immobilienveredelung

Doch nur vor diesem Hintergrund der mittelfristigen Immobilienveredelung- und verwertung würde der Zugriff auf Kaufhof für Benko Sinn machen. Experten bezweifeln jedoch, dass Benko den mehr als drei Milliarden starken Deal stemmen kann. Außerdem halten sie es für fraglich wie Benko den mehr als drei Milliarden Euro teuren Deal wird finanzieren können. Denn anders als bei Karstadt sind mehr als die Hälfte der Immobilien im Besitz des Unternehmens.

Kaufhof-Übernahme Benkos Finanzierungsschwierigkeiten

Schon jetzt wirkt Benko eher als getriebener und schlechter Verlierer. Die Finanzierungsstrategie des Milliardärs aus Österreich besteht darin, sich das Geld durch bekannte und reiche Geldgeber zu sichern. Das funktioniert jedoch nur dann, wenn das Räderwerk in Benkos Signaholding still und ruhig vor sich hinläuft. Doch immer wieder sind es auch politische Skandale, in die der Selfmade-Milliardär hineingezogen wird oder selbst beteiligt ist. Das war wohl auch der Grund, dass beispielsweise im Frühjahr dieses Jahres Wendelin Wiedeking, Ex-Porsche Chef, seine Ämter bei dem Karstadt-Eigentümer Signa niedergeleg hat.
Medienberichten zufolge gab es zunehmende Differenzen zwischen Wiedeking und Signa-Chef Rene Benko.  Wiedeking, hat nicht nur seine Funktionen bei Signa niedergelegt, sondern auch sein Investment aus der Signa Prime abgezogen. “Wiedeking soll sich immer öfter über eine unklare Strategie und mangelnde Transparenz der Entscheidungsprozesse bei Signa beklagt haben“, schrieb das Managermagazin dazu. Übrigens war der Einstieg Wiedekinds bei der Holding  im Jahre 2011 bei Renè Benko mit der Hoffnung verbunden gewesen, dass der umtriebige Ex-Automanager die Türen für Signa bei Kaufhof öffnen könnte. Er brachte Benko mit dem ehemaligen Daimler-Manager und damaligen Metro-Chef Eckhard Cordes zusammen. Aus dem Deal wurde bekanntlich nichts.

Neuer Anlauf

Benko hat die Übernahmen des Kaufhof  offensichtlich noch nicht aufgegeben. Jemand aus dem Umfeld des österreichischen Milliardärs lässt sogar verlauten, eine Investmentbank sei inzwischen beauftragt. Zudem scheinen sich einige Medien auf die Kaufhauskette einzuschießen, was Benko gefallen könnte, weil dies den Preis drückt. Doch gegen das Schlechtreden und schlecht Schreiben sprechen eine ganze Reihe von Gründen. Zum einen steht die Kaufhof Mutter HBC nicht so schlecht da, wie es die gegen Kaufhof losgetretenen Kampagne Glauben machen will. Die meisten Immobilien sind konzerneigen und müssen nicht teuer im Sale- und Leasebackverfahren über das Retailgeschäft finanziert werden. Immobilieneigentum wie das Saks Fifth Avenue Building in New York City oder hochwertige 1a Immobilie in Beverly Hills, Montreal oder Toronto machen Hudson Bay zu einem starken Player.

Karstadt – zu klein um zu überleben

Fachleute vermuten eher, dass Kaufhof der letzte Rettungsanker für Karstadt ist, „Benko will Kaufhof kaufen um Karstadt zu retten“, sagt dann auch ein Handelsexperte. Karstadt habe nicht die Größe um eine Einkaufsmacht gegenüber den Herstellern darzustellen. Nur mit Kaufhof zusammen könnte er gegen die geballte Macht der wichtigsten Lieferanten durchkommen. Berechnungen von Fachleuten hätten ergeben, dass dies etwa ein Drittel mehr an Preisnachlässen mehr als bislang ergäbe.
Aus der ersten Übernahmeschlacht um Kaufhof ist übrigens überliefert, dass Benko auch deshalb nicht den Zuschlag bekommen habe, weil damals ein Ermittlungsverfahren gegen den Immobilientycoon in Österreich gelaufen ist. Der damalige Metro-Aufsichtsratschef verhindert den Deal damals mit den Worten: „Mit Verbrechern machen wir keine Geschäfte.“
Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren und eine rechtskräftige Verurteilung des Immobilienmagnaten. Am 2. November 2012 wurde Benko wegen „versuchter verbotener Intervention“, man könnte auch Schmiergeldzahlungen dazu sagen, zu einer bedingten Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Die Richterin sah es als erwiesen an, dass Benkos Steuerberater im Auftrag von Benko den früheren kroatischen Premierminister IVO Sanader 150.000 Euro dafür geboten hätte, ein gegen Benko in Italien anhängiges Verfahren zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Das Urteil wurde später höchstrichterlich bestätigt.
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