FAIReconomics Newsletter KW 37
Wissmann in der Kritik: Der Chef des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, will Ökonomie und Ökologie miteinander versöhnen. Wenn Fehler gemacht worden seien, müsse man aus Fehlern lernen, aber gleichzeitig begreifen, dass es in den nächsten 20, 30, 40 Jahren entscheidend auf die Automobilindustrie ankommen werde, intelligente Verkehrslösungen zu finden, die eine Versöhnung von Ökologie und Ökonomie bedeuten. Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet von der Autoindustrie, sich verstärkt auf alternative Antriebe zu konzentrieren. Unterdessen wird darüber spekuliert, dass der VDA Präsident vor einer Ablösung steht. Denn nicht immer spricht Wissmann staatstragend. So sprach er gestern von der „Gilde der Autofeinde“ von denen manche nur grün lackiert seien,  in Wirklichkeit stecke häufig ein knallharter Lobbyismus dahinter.  deutschlandfunk.dezeit.de, Klimaretter.info (Wissmann Ablösung), faz,net
Wirbelstürme nehmen zu: Der Wirbelsturm Irma wird in Zukunft kein Einzelfall bleiben. Experten gehen davon aus, dass in einem wärmeren Klima die Wahrscheinlichkeit für heftigere Wirbelstürme steigen wird. Mehr Niederschläge, mehr Wind, die bei der Klimaerwärmung zunehmen wird,  sowie der Anstieg des Meeresspiegels, werden Stürme noch destruktiver machen. Die Häufigkeit von tropischen Stürmen hängt auch mit dem Phänomen El Niño zusammen.  euronews.com ,  welt.de (El Niño)

81,3   – Diesen Wert belegt Dänemark beim sogenannten ND-GAIN Score und führt damit weltweit den Index an.  Bei ihm wird ermittelt, welcher Staat sich am besten auf bevorstehende globale Veränderungen eingestellt hat, die durch Überbevölkerung, Ressourcen-Knappheit und Klimawandel verursacht werden. Deutschland belegt mit 78,1 Punkten den sechsten Platz. index-gain.org

Umwelt- und Naturschutz als neue Einkommensquelle: Mehr Natur- und Umweltschutz auf unseren Feldern schaffe für Landwirtschaft neue und im besten Sinne nachhaltige Einkommensperspektiven. dafür müsse die EU-Agrarpolitik umgebaut werden, meint Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium.  Die Gemeinsame Agrarpolitik müsse künftig nach dem Prinzip öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen konsequent am Gemeinwohl ausgerichtet werden. topagrar.com
Nordsee erwärmt sich schneller als Ozeane: In den vergangenen 45 Jahren hat sich die Nordsee doppelt so schnell erwärmt wie die weltweiten Ozeane. So stieg die Durchschnittstemperatur der deutschen Nordsee um 1,67 Grad Celsius – während es bei den Ozeanen im Mittel nur 0,74 Grad waren. Der Fischbestand, wie etwa der Kabeljau, ist dadurch bedroht. noz.de
Desinformation bei Klimawandel: Desinformation prägt die Diskussion über den Klimawandel. Klimaskeptiker unternehmen den Versuch die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Bei vielen Medien versagen die Qualitätskontrollen. faz.net
Ammoniak als Wasserstoffspeicher: Ammoniak ist kohlenstoffrei und wäre ein günstiges Speichermolekül zum Betrieb von Brennstoffzellen. Wenn eine praktikable und sichere Übertragung in die der industriellen Logistik  gelänge, stünde eine leistungsfähige Alternative zur Herstellung von Wasserstoff  für Brennstoffzellen zur Verfügung solarify.eu

Buchtipp der Woche: Das Wunder von Mals – Wie ein Dorf der Agrarindustrie die Stirn bietet.  Pestizide! Überall auf der Welt sind sie auf dem Vormarsch. Überall? Nein! Das von unbeugsamen Vinschgern bewohnte Dorf Mals in Südtirol hört nicht auf, diesem Eindringling Widerstand zu leisten… Die Malser sind wild entschlossen: Ihr Dorf soll zur ersten Gemeinde Europas werden, die den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verbietet. Bei einer Volksabstimmung entschied sich eine Mehrheit für eine Zukunft ohne Glyphosat & Co. Ein ungleicher Kampf beginnt: hier die 5000-Seelen-Gemeinde, angeführt von einem Dutzend charismatischer Querdenker, dort eine übermächtige Allianz aus Bauernbund, Landesregierung und Agrarindustrie. oekom.de
Erneuerbare Energien: Wachstum schwächt sich ab zeit.de
Studie: Deutschland verfehlt Klimaziel deutlich faz.net
Normalität Nachhaltigkeit: Ein umweltbewusstes Leben zu führen wird für immer mehr Menschen zur Normalität. fair-economics.de
Neuentwicklung: Ein neuer Reifen ist nachhaltig, biologisch komplett abbaubar und kommt aus dem 3D-Drucker. lifeverde.de
Opel: PSA Eigentümer können sich eine rein elektrische Marke vorstellen, wenn sie profitabel ist. faz.net

WÖRTLICH GENOMMEN
„Vergleicht man (die Dieseldebatte) mit dem Atomausstieg, ist die Diskussion deutlich schwieriger. Atompolitik und Atomkraftwerke sind erstmal für viele Menschen doch ziemlich abstrakt. Ob ein AKW läuft oder nicht, scheint nicht davon abzuhängen, wie man sich durch seinen eigenen Alltag wurschtelt. Solange der Staat weiter garantiert, dass Strom aus der Steckdose kommt, ändert es das eigene Leben ja nicht. Die Autodebatte ist dagegen konkreter – weil ja fast jeder oder jede ein Auto hat oder fährt und sich unmittelbar betroffen fühlt. In Wahrheit geht es aber um die Zukunft der Industriepolitik. Es sind die Autokonzerne, die sich ändern müssen, weil sonst chinesische Firmen oder Tesla unsere Autos bauen. Und so verstanden, können wir die Debatte offensiv und mutig führen.“
Robert Habeck, der schleswig-holsteinische Energiewende-Minister meint, dass es schwer ist im Wahlkampf mit Diesel-Verboten die Wähler zu erreichen.  klimaretter.info
Auch wenn dieses System insgesamt große Erfolge vorweisen kann, so ist doch ebenfalls klar, dass einige Menschen wesentlich mehr als andere an diesen Erfolgen partizipieren. Ja, es gibt Menschen und Gruppen, die befürchten, in einer insgesamt erfolgreichen Gesellschaft zu den Verlierern zu gehören und abgehängt zu werden.“
Volker Grossmann, Professor für Makroökonomie, Internationale Industrie-und Wachstumspolitik an der Universität Freiburg (Schweiz) und Guy Kirsch,  Professor für Neue Politische Ökonomie in Freiburg, Problematisch werde diese Ungleichheit dann, wenn sie sich perpetuiere, wenn also der Satz gelte: Weil du heute arm bist, werden es deine Kinder morgen auch sein. Und: Weil du heute reich bist, werden es deine Kinder morgen ebenfalls sein können. Man könne  es auch so sagen: Nicht die sozioökonomische Ungleichheit sei das Problem, sondern die erstarrte, die gleichsam versteinerte Ungleichheit. sueddeutsche.de

MEHR WISSEN
Nabu kritisiert Kreuzfahrtreedereien massiv: Beim Kreuzfahrtranking des NABU ist in Europa zumindest aus Sicht des Umweltverbandes Nabu kein Kreuzfahrtschiff  uneingeschränkt empfehlenswert. Am besten schnitten die  TUI  und Hapag-Lloyd Cruises ab, deren Schiffe haben Stickoxidkatalysatoren. Große Reedereien wie Costa, MSC und Royal Caribbean ließen dagegen keine relevante Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit erkennen. Der Kreuzfahrtverband CLIA sieht das anders. nabu.de, spiegel.de
Kaffeeernte in Papua Neuguinea wird bedroht: Auf Papua-Neuguinea wird in Kleinbäuerlichen Strukturen Kaffee angebaut. Dadurch haben die Bauern, die zwei oder drei Sack Kaffee produzieren, keinen Verhandlungsspielraum was die Preise angeht. Seit Beginn diesen Jahres wurde nun zusätzlich erstmals der Kaffeekirschkäfer entdeckt, der wohl gefährlichste Schädling für Kaffeepflanzen. Bei schwerem Befall kann bis zu 60 Prozent der Ernte verloren gehen. Weltweit verursacht der Käfer Schäden von schätzungsweise 500 Mio. Dollar pro Jahr. nzz.ch
Run auf Lithium: Durch die zunehmende Zahl von Elektroautos nimmt die Nachfrage nach Lithium zu. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis für Lithium, das als Grundlage zur Batterieherstellung benutzt wird, mehr als verdoppelt. faz.net
Frankreich: Abschied von Öl- und Gasförderung sowie vom Verbrennungsmotor bis 2040 handelsblatt.com
Wertvoller Sand: Sand gilt als Rohstoff für Beton und wird weltweit abgebaut. Die Folge sind Zerstörung von Ökosystemen und Gefahren etwa für den Hochwasserschutz  n-tv.de
Europas Braunbären: Klimaerwärmung verantwortlich für Rückgang der Population welt.de
DAS LETZTE:
Künstliche Intelligenz erkennt sexuelle Orientierung: Ein lernendes Computerprogramm hat aus über 35.000 Fotos von mehr als 14.700 Mitgliedern einer offenen Dating-Plattform die Gesichtszüge analysiert, um daraus die sexuelle Orientierung der jeweiligen Person abzuleiten. Zwar hatten die Nutzer ihre sexuelle Orientierung  selbst angegeben, doch nachdem das Programm das Datenmaterial durchforstet und daraus gelernt hatte, konnte es die sexuelle Orientierung von Personen tatsächlich wesentlich treffsicherer erraten, als dies Menschen können. Die Wissenschaftler haben lange überlegt, ob sie ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen, da mit den Erkenntnissen Missbrauch getrieben werden könnte. Doch da die Forscher davon ausgehen, dass diverse Unternehmen und Organisationen schon jetzt in der Lage seien, sexuelle Orientierungen aufgrund von Porträtbildern festzustellen, hätte sich die Stanford-Wissenschaftler zur Veröffentlichung entschieden.  futurezone.at