Die vergangene Woche stand ganz Zeichen des Streits über die EEG Novelle, die am Freitag – kurz vor der durch Bundestag und Bundesrat noch kurz vor der Sommerpause gebracht wurde. Auch im Fokus: Der Klimaschutzplan der Bundesregierung, deren Auslegung zwischen knallharter Ablehnung und zu lasch pendelt. Aber so ist es eben in der Politik. Apropos: Die von vielen geforderte e-Kaufprämien scheint noch nicht der große Renner zu sein. Die ersten Anträge auf Förderung von e-Autos lassen noch viel Luft nach oben zu.
Einen guten Wochenstart wünscht Ihnen

Ihr
Frank Tetzel
Chefredakteur fair-economics.de
NACHRICHTEN
EEG verabschiedet:  Am Freitag hat der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 verabschiedet. Am Nachmittag hat auch der Bundesrat zugestimmt. Kritik kommt unter anderem aus der Opposition. Die Ausbaudynamik der Erneuerbaren werde abgewürgt und der deutsche Klimaschutz sei gefährdet. Katharina Reiche, die Cheflobbyistin der Stadtwerke, meint, dass die EEG Novelle keine Besserungen für die kommunalen Energieversorger bringe. Die Stadtwerke, die in klimaschonende Kraftwerke investiert haben, schrieben Verluste. Die Politik habe Fehlanreize gesetzt, indem sie den Produzenten von erneuerbaren Energien Fixpreise garantierte, egal ob deren Strom in den Netzen gerade gebraucht werde oder nicht. spiegel.de , deutschlandfunk.de (Kritik Opposition), welt.de (Reiche VKU)
Deutschland übernimmt Pariser Klimaschutzabkommen: Das Bundeskabinett hat am vergangenen Mittwoch dem Pariser Klimaschutzabkommen zugestimmt. Nun muss der Bundestag darüber abstimmen.
finanztreff.de
Robotersteuer: Mit einer Robotersteuer könne man  die Arbeit von Robotern zur Finanzierung staatlicher Leistungen heranziehen, regt Post-Chef Frank Appel an, und bei Arbeit, die durch Menschen entsteht beispielsweise auf die Mehrwertsteuer verzichten. Lebensmittel etwa seien ja auch vergünstigt bei der Mehrwertbesteuerung. welt.de

Rund 600 Anträge zur Förderung von e-Autos  wurden in den ersten sechs Tagen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt. Die beliebtesten Modelle waren der Renault ZOE mit insgesamt 142 Anträgen, der BMW i3 mit 88 Anträgen und der BMW 225xe mit 63 Anträgen. spiegel.de

Reichweitenunterschied: Die Reichweitenangaben der Hersteller von E-Autos weichen von den tatsächlichen erheblich ab, da sie mit gleichen Prüfzyklus wie bei Benzin- und Dieselfahrzeugen gemessen werden. Die Reichweite im Alltag könne zwischen 20 bis 40 Prozent niedriger sein als vom Hersteller beworben.Experten befürchten, dass – aufgrund der Elektroprämie der Bundesregierung –  jetzt deutlich mehr E-Autos verkauft würden,  die Frustration unter den Verbrauchern über die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis bei der Reichweite wachsen werden. Daraus könnte sich eine Negativdebatte entwickeln, die das Image der Elektroautos beschädigen und deren bisher ohnehin nur schleppenden Verkauf abbremsen könnte.  derstandard.at
Fuchs kritisiert Klimaschutzplan: CDU Fraktionsvize Michael Fuchs kritisiert den Klimaschutzplan 2050. Klimaschutz-„Planwirtschaft“ und Realitätsferne wirft er dem Bundesumweltministerium vor. Der ganze Plan sei einseitig, so wolle man den Menschen vorschreiben, wie sie sich ernähren sollen und die Autoindustrie in Richtung E-Mobility drängen. Fuchs will erklärt haben, wie man Masten für Windkraftanlagen mit Lastenfahrrädern transportieren wolle. deutschlandfunk.de
Der Buchtipp der Woche: Wachstum über Alles? Wie der Journalismus zum Sprachrohr der Ökonomen wurde
Wachstum ist immer noch das wichtigste Ziel der Wirtschaftspolitik. Der Wirtschaftsjournalismus spielte in Deutschland eine zentrale Rolle dabei, Wachstum als politischen Leitbegriff einzuführen. Und bis heute verteidigt er dieses längst sehr fragwürdige Paradigma. Die Ursprünge der Symbiose von Wachstumspolitik und Wirtschaftsjournalismus – ermöglicht durch einen grundlegenden Wandel des ökonomischen Denkens – sind bis in die krisengeschüttelten 1920er Jahre zurückzuverfolgen. Der Durchbruch des Wachstumsparadigmas in der Wirtschaftspresse erfolgte dann in den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten, wie der Autor Ferdinand Knauß anhand einer umfassenden Analyse der wirtschaftspolitischen Meinungsbeiträge in der Zeit, im Spiegel und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigt. Diese Analyse und zusätzliche exklusive Interviews mit drei renommierten Journalisten legen nahe, dass der Schlüssel zu einem kritischeren Wirtschaftsjournalismus in dessen Emanzipation von der Standard-Ökonomie liegt. oekom.de
Landwirtschaftsministerium: Verbrauchsverfallsdatum geplant umwelt-panorama.de
Eisschmelze in der Arktis:  In diesem Jahr weniger als prognostiziert nzz.ch
Schweiz:  Streit um glückliche Kühe und Umweltgutachten tagesanzeiger.ch
EU Parlament: Verständlichere Label für Haushaltsgeräte euractiv.de
RWE: Stellenabbau im großen Stil  wdr1.de
Landgericht Hannover: E.on Klage gegen Atommoratorium abgewiesen energiefirmen.de
Niedrige Energiekosten: Keinen Einfluss auf die Effizienz-Investments bei Unternehmen iwr.de
Nachhaltigkeitsbank: Triodos Bank eröffnet Berliner Büro triodos.de

WÖRTLICH GENOMMEN
„Der aktuelle Klimaschutzplan ist Stillstand auf dem Niveau des Energiekonzeptes 2010. Eine ganz besondere Form, zu sagen: Wir sind jetzt nicht mehr in der Lage, Klimaschutz durchzusetzen, die Bremserindustrie hat uns im Schwitzkasten. Wenn der Klimaschutzplan so bleiben sollte, sorgt er nicht für die dringend benötigte Konkretisierung und Planungssicherheit.“
Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF, zum Petersberger Klimadialog, der in der vergangenen Woche stattfand. Nach der Pariser Klimakonferenz sei klar: Eine 80-prozentige CO2-Minderung bis 2050 sei viel zu schwach. Wir müssten mindestens 95 Prozent reduzieren, um einen fairen Beitrag für das Zwei-Grad- oder das 1,5-Grad-Ziel zu leisten. Jetzt aber habe das Wirtschaftsministerium alles, was nur halbwegs ambitioniert gewesen sei, aus dem ursprünglichen Entwurf des federführenden Umweltministeriums gestrichen. Der Plan sei inkonsistent, und es wimmele von Widersprüchen. zeit.de
„Links liegen gelassen in der Debatte um CO2-Einsparungen wurde bisher der Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Zwar hat der ÖPNV in den vergangenen Jahren Marktanteile gewonnen, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau. Hier ist die Politik in der Pflicht, einerseits Vorgaben für den SPNV zu machen, damit Fahrzeughersteller, Aufgabenträger und Eisenbahnverkehrsunternehmen die Chancen der Schiene tatsächlich nutzen können“ . Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburgs (VBB) bei Klima Dialog des BMU. Die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene müsse außerdem gestärkt werden, z.B durch eine Deckelung der Infrastrukturkosten, die Förderung von Technologieforschung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur – insbesondere in den Ballungszentren.  allianz-pro-schiene.de

MEHR WISSEN
Energetische Gebäudesanierung: Gut für das Klima, da Gebäude danach weniger Heizenergie verbrauchen und weniger Treibhausgase ausstoßen. Beim Umbau der Gebäude wird jedoch Energie benötigt. Dämmmaterial und Heizsysteme müssen hergestellt, transportiert, gelagert, verkauft und montiert werden. Die Energie, die in den Vorprodukten oder Produktionsprozessen enthalten ist, wird „graue Energie“ genannt. Eine umfassende Dämmung der Gebäudehülle als auch eine Modernisierung des Heizungserzeugers erweisen sich als vorteilhaft für die Umwelt. Je nach Umfang der Maßnahmen und Ausgangszustand des Gebäudes beträgt die Amortisationszeit aus Klimaschutzperspektive zwischen weniger als einem Jahr und wenigen Jahren. gebaeude-energiewende.de , Studie-Oekobilanz
Verbreitung von Solarpanels: Wo und von wem Solarpanels besonders häufig installiert werden, hängt nicht davon ab, ob die Region sonnenarm oder sonnenreich ist. Die Panels in Deutschland konzentrieren sich immer dann stark in Deutschland wenn Nachbarn und Bekannte auch die Photovoltaik benutzen. papers.ssrn.com
superwitches
Zwiespältiger Klimawandel – grüne Sahara: Die Erwärmung im Mittelmeerraum, die den dortigen Ländern seit etwa 20 Jahren größere Hitze und Trockenheit bringt, führt in der Sahelzone offenbar zu mehr Niederschlag. Die höhere Temperaturen des Mittelmeers sind die Hauptursache dafür, dass zu Beginn des westafrikanischen Monsuns im Juni mehr feuchte Luft aus dem östlichen Mittelmeer an Südrand der Sahara gelangt.
mpg.de
Pakistan: Offene unkontrollierte Mülldeponien handelsblatt.com
Polen: Streit um Nationalpark. Regierung bringt Kritiker zum Schweigen sueddeutsche.de
E-Bike: 7000 Kilometer durch Asien  wiwo.de
Menstruation: Umweltfreudliche Alternativen zu Tampons ze.tt
DAS LETZTE:

Etwa 3.200 Menschen aus 20 Ländern haben sich im britischen Hull nackt ausgezogen und mit blauer oder grüner Farbe bemalen lassen. Der Fotograf Spencer Tunick lichtete das Menschenmeer vor verschiedenen Wahrzeichen der Stadt an der englischen Ostküste ab. Es soll an die Verbundenheit der Stadt mit dem Meer erinnern.  heute.de