Vier Euro oder sogar mehr kostet ein Laib Brot in der Bäckerei. Das muss aber nicht sein. Denn bei Second Bäck wird das Brot nicht weggeschmissen, sondern für die Hälfte verkauft und schmeckt genauso gut. Seit 12 Jahren betreibt die Inhaberin Vesta Heyn in Prenzlauer Berg das Brotgeschäft mit Nachhaltigkeitsphilosophie. Über das tägliche Brot von gestern sprechen wir heute.
Wie lange kaufen Sie schon Brot von Bäckern und verkaufen dieses weiter? Lief das immer schon so gut?
Vesta Heyn: Ich habe 2000 das Unternehmen gegründet und seitdem ist es stetig gewachsen. Am Anfang war es klein und dann kam immer mehr Kundschaft dazu. Ich wurde auch ein bisschen professioneller und habe viel dazu gelernt – vor allem von den Bäckern. Ich hatte ursprünglich mit der Bäckerei nichts zu tun.
Wie sind Sie darauf gekommen?
Vesta Heyn: Das war mehr oder weniger ein Zufall. Der Ausgangszustand war der, dass ich damals arbeitslos war. Eigentlich wollte ich dann Suppen verkaufen, da ich das Konzept ganz cool fand. Ich war auf der Suche nach einem kleinen Laden und habe dann meinen jetzigen Laden gefunden. Das Konzept gab es schon und ich habe es den Betreibern abgeluchst.
Ihr Konzept passt auch gut in den Nachhaltigkeitsgedanken und wurde dem entsprechend auch gewürdigt. Sie haben letztes Jahr einen Preis gewonnen.
Vesta Heyn: Ja, das stimmt. Als ich mit dem Laden anfing, war die Präsenz in den Medien mehr unter dem Aspekt „Exot“ zu finden. Letztes Jahr haben wir dann den Trendwende Preis gewonnen. Da ging es um innovative Ideen zur Müllvermeidung und Mülltrennung. Bei uns handelt es sich um Essensmüllvermeidung und da konnten wir uns gegen vierzig Mitbewerber durchsetzen und den ersten Platz gewinnen.
Wie sieht Ihr Arbeitsablauf aus?
Vesta Heyn: Wir fahren zu den unserer Meinung nach zehn besten Bäckereien Berlins, die schwerpunktmäßig Biobrot haben und holen die alten Brötchen und Brote ab. Wobei alt hier ein relativer Begriff ist, da die Brötchen, die wir holen, noch sehr genießbar sind. Vollkornmehl speichert die Feuchtigkeit länger und daher sind sie am zweiten Tag auch noch gut. Vollkornbrot reift und es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass es so für ältere Menschen besser zu verdauen ist.
Wie sieht es mit Stammkunden aus?
Vesta Heyn: Wir haben viele älter Leute, die zu uns kommen, da sie unser Brot besser vertragen. Die meisten unserer Kunden sind Stammkunden. Wir leben nicht vom Publikumsverkehr.
Funktioniert das nur im Prenzlauerberg?
Vesta Heyn: Ich glaube dort funktioniert es ganz gut, da wir mit dem Prenzlauerberg mitgewachsen sind. Unsere Zielgruppe ist sehr ernährungsbewusst, muss gleichzeitig aber ein bisschen aufs Geld achten. Da passt die Kombination ganz genau. Wir haben aber nicht nur Biobäcker sonder auch konventionelle Bäcker im Programm. Aber auch für die lege ich meine Hand ins Feuer.
Was passiert mit dem Brot, das Sie nicht verkaufen?
Vesta Heyn: Wir haben zwei Bauern, die einmal in der Woche alles abholen, was übrig ist. Bei uns wird tatsächlich kein Stück Brot weggeschmissen. Das ist für uns auch eine große Motivation. Das machen aber auch viele Bäcker. Auch die werfen ihr Brot nicht gewissenlos weg. Es tut immer weh, sein Essen wegzuwerfen. Leider ist das eine Tatsache, die unserem starken Konsumverhalten geschuldet ist.
Könnten Sie sich vorstellen in andere Stadtteile zu expandieren?
Vesta Heyn: Wir werden im Kiez bleiben, haben uns aber dennoch etwas vergrößert und ein noch einen Laden am Prenzlauerberg aufgemacht. Aber ich bin da sehr entspannt und muss nicht zwingend expandieren. Dieses Business ist stark davon abhängig, dass man mit den Bäckern gut zusammenarbeitet. Ich bin auch mit den zwei Läden zufrieden.