WWF: Deutsche Supermärkte und Drogerien in Spitzengruppe / Grenzen der Freiwilligkeit: Futtermittelhersteller weit abgeschlagen

Der internationale Palmöl-Check der Naturschutzorganisation WWF offenbart bei deutschen Unternehmen eine deutliche Diskrepanz beim Thema Nachhaltigkeit: Einerseits finden sich zahlreiche Lebensmittel- und Drogeriekonzerne in den Spitzengruppen, während andererseits die „verdeckten Palmöl-Nutzer“, allen voran die Futtermittelindustrie, abgeschlagen auf den hinteren Plätzen liegen und Transparenz wie Nachhaltigkeit verweigern. Weder die Deutsche Tiernahrung Cremer GmbH & Co. KG noch die AGRAVIS AG, die zum Raiffeisen-Konzern gehört, zeigen demnach ein Interesse daran, Missstände in ihrer Lieferkette, wie Regenwaldzerstörung, Zwangsarbeit oder massenhafter Pestizid-Einsatz, anzugehen.

„Seit über zehn Jahren gibt es unsere Palmöl-Checks und obwohl die Probleme wie Waldrodungen und gefährliche Pestizide weithin bekannt sind, gibt es noch immer Totalverweigerer. Fleisch- und Wursttheken sind immer noch Brandbeschleuniger für die Entwaldungsraten weltweit. Im Futtermittel für unsere Tiere steckt noch jede Menge Palmöl und Soja aus nicht nachhaltigem Anbau. Da die Unternehmen hier nicht freiwillig in die Pötte kommen, braucht es eben Gesetze“, so Jenny Walther-Thoß, Agrar-Referentin beim WWF Deutschland. Die WWF-Expertin sieht in diesem Bereich „die Grenzen der Freiwilligkeit“ erreicht: „Wir brauchen endlich ein Lieferkettengesetz. Deutschen Unternehmen muss es zukünftig verboten sein, Produkte aus der zerstörerischen Umwandlung von Ökosystemen zu beziehen, weiterzuverarbeiten und zu verkaufen.“

Die Ergebnisse des Palmöl-Checks zeigen demnach die Macht des Verbrauchers: „Die Unternehmen, die direkten Kontakt mit dem Endverbraucher haben, wollen kein schmutziges Palmöl in ihrer Lieferkette.“ Zugleich offenbart der Check: „Bei Palmöl reden alle über Nutella oder Fertigpizza, keiner über Wurst, Käse oder Ei. Nur wenige wissen, dass 13 Prozent des importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert wird. Das macht es Futtermittelherstellern, den Fleisch- und Milchproduzenten aber auch dem Handel leicht, sich aus der Verantwortung zu schleichen.“ Der WWF fordert, dass Nutztiere bevorzugt vor allem heimische und europäische Eiweißfuttermittel wie Lupinen oder Ackerbohnen als Futter bekommen. Wo weiter Soja oder Palmöl im Trog landet, müsse dieses wenigstens ökologische und soziale Mindestkriterien erfüllen.

Palmöl: Etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl. Es findet sich in Brotaufstrichen, Tütensuppen, Waschmitteln, Lippenstift, Keksen. Außerdem indirekt als Tierfuttermittel auch in Fleisch, Wurst, Milch oder Ei. Und als Biosprit an der Zapfsäule. Mittlerweile erstreckt sich die globale Anbaufläche auf etwa 19 Millionen Hektar. Für Plantagen wird weiterhin Regenwald gerodet. Mit der global steigenden Nachfrage wachsen auch die ökologischen und sozialen Probleme. Doch ein unkritischer Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern verlagert und verschlimmert sie.  Auch andere Öle benötigen Fläche – und zwar mehr als Palmöl. Egal ob Kokos, Raps oder Soja, es führt kein Weg daran vorbei, den Anbau umwelt- und sozial-verträglicher zu gestalten. Zugleich braucht es einen bewussteren Konsum von Süß- und Knabberwaren, Fertiggerichten und Fleisch und eine veränderte Mobilität.